Abel Tasman
Am Morgen war es noch so kühl, dass die Faserpelzjacke nicht das Verkehrteste war.
Eine längere Fahrt stand uns bevor, von Westport an der Westküste durch das Landesinnere zum Abel Tasman Nationalpark
an der Nordküste. Die Reise führte uns entlang von Flüssen durch die Abgeschiedenheit. Kaum ein bewohntes Haus war
auf der mehrstündigen, kurvenreichen Fahrt zu sehen. Einzig in den Ebenen, welche landwirtschaftlich genutzt wurden,
gab es ein paar Gebäude. Hier war es wieder sehr trocken und die Feuerwarnstufe auf dem höchsten Level. Über grosse
Flächen wurde Hopfen angepflanzt, zwischendurch ein paar Rebberge oder Obstbäume und auf den trockenen Weiden suchten
die eher mageren Hirsche, Schafe und Kühe nach Futter. An den Hängen rundherum standen riesige Wälder von Tannen in
Reih und Glied, alle für die Holzindustrie hochgezogen, dazwischen waren wieder ganze Hügel abgeholzt, was wie
riesige Wunden in der Natur aussah. Von einer der wenigen Abzweigungen auf unserem Weg führte eine Strasse zu
einem Ski Area.
Pancake Rocks
Eigentlich hatten wir ja vor, etwas früher in die Gänge zu kommen, aber vielleicht war es der bedeckte Himmel,
welcher uns noch etwas Schlaf vermachte. Wir hofften, dass ähnlich wie am Vortag der Himmel bald aufreissen würde.
Flurin half Papa beim rückwärts rausfahren, er traute dem Ganzen nicht mehr so recht, nachdem Papa gestern Abend
das Mäuerchen touchiert hatte…
Zuerst steuerten wir in Greymouth eine Apotheke an, der Juckreiz durch die Stiche der kleinen Biester namens Sandfly
trieben uns fast in den Wahnsinn, das Fenistil war fast alle (und wir sind uns nicht sicher, ob diese Schweizer Salbe
auch wirklich gegen diese fremden Plagegeister nützt) und wir mussten wohl mit gröberem Geschütz auffahren.
Hokitika und Greymouth
Heute ging unsere Reise weiter, auch wenn wir an diesem Tag keine grosse Distanz zurück legen würden.
Im nahen Städtchen Hokitika, dem Jadezentrum an der Westküste Neuseelands konnten wir Frauen es uns natürlich
nicht nehmen lassen, den Halbedelstein in allen Formen und Grössen genauer zu betrachten. Im Mountain Jade
Geschäft werden viele verschiedene Schmuckstücke angeboten und in den angegliederten Werkstätten kann man den
Schmuckkünstlern beim Schleifen und Polieren des Steins direkt über die Schulter schauen. Wie wohl die meisten
Besucher schafften auch wir es nicht, das Geschäft ohne ein kleines, schönes Erinnerungsstück zu verlassen.
Ross Beach
To be, sea, sun, fun
Den heutigen Tag haben wir als Ruhetag vorgesehen. Keine Fahrzeit mit dem Wohnmobil, ausschlafen und ausruhen,
das nahe Meer und den Strand geniessen, spielen, für die Schule arbeiten, Wäsche waschen (vieles funktioniert
im Ausland etwas anders, aber auch in Neuseeland wäscht man zuerst die Kleider, bevor man sie in den Tumbler
schmeisst, gell Hajo!).
Nach der Lernportion gab es für Flurin kein Halten mehr, er wollte unbedingt ans Meer. Dies scheint ihn magisch
anzuziehen, jede freie Minute will er an den Strand. Wegen der starken Strömung wurde uns von einem Bad in den
Wellen abgeraten. Flurin hat es sichtlich genossen, den grossen Wellen zuzuschauen, in den Sand zu sitzen, zu
rechen, zu graben, zu spielen, auch einfach mal Musse und etwas Zeit für sich alleine zu haben. Die längste Zeit
verweilte er am Strand und sog alles um ihn herum auf.
Westküste: von Haast River nach Ross Beach
Das Zurückfahren nach Haast River am Vorabend stellte sich als Richtige Entscheidung heraus, denn es
folgte eine kurvenreiche, bergauf (zum Glück hatten wir nicht mehr das alte Wohnmobil, sonst wären wir
noch lange unterwegs gewesen) und bergab führende Fahrt teils durch dichte Wälder, teils durch Ebenen,
hin und wieder dem Meer entlang und kurz darauf wieder hoch oben mit wunderbarer Aussicht von den Lookouts.
Immer wieder mussten wir das Tempo aufgrund von Baustellen und lädierten Strassen drosseln (Flooding, Erd-
und Hangrutsche, Abbruch von Strassentrassees, etc.), die Arbeiter haben hier einen Dauerjob, um diese vor
allem von Touristen frequentierten Abschnitt instand zuhalten (nachts ist gar für einige Zeit die ganze
Strasse gesperrt). Zwischendurch folgte zur Abwechslung wieder eine dieser vielen One Lane Bridges. Ob
das Vortrittsrecht irgend einer bestimmten Logik folgt, haben wir bisher nicht herausgefunden. Die nächste
Zivilisation erfolgte tatsächlich erst nach 120 Kilometern am Fox Glacier. Die grossen Distanzen bis zur
nächsten Siedlung, in denen einfach nichts nichts ausser Natur kommt, sind für uns fremd.
Via Wanaka und Haast Pass an die Westküste
Nachdem es am Vorabend etwas später wurde, kamen wir an diesem Morgen entsprechend später in die Gänge.
Das Wetter zeigte sich wieder einmal wechselhaft und regnerisch. Auf der Fahrt nach Wanaka hat sich der
Himmel aber wieder gelichtet. Wanaka ist ein hübsches Städtchen am gleichnamigen See (hätten wir das
gewusst, wären wir am Vortag ev. bereits bis hierher gefahren).
Nachdem unsere Kinder etwas Schularbeit geleistet hatten, besuchten wir eine spezielle Kinderattraktion,
das Puzzling World. Im Eingangsbereich standen viele grosse Tische mit diversen kniffligen Spielen zum
ausprobieren. Danach haben wir uns je zu zweit aufgeteilt um den Weg durch den Great Maze, ein grosses
Labyrinth, zu meistern. Ziel war es, alle vier Ecktürme sowie anschliessend den Ausgang wieder zu finden,
was sich als anspruchsvolle Aufgabe herausstellte (nicht nur die Sonne allein brachte uns ins schwitzen)!
Total gibt es 1,5 Kilometer Wege. Der durchschnittliche Besucher benötigt ca. eine Stunde und legt dabei
zwischen drei und fünf Kilometer zurück. Wir waren etwa in 50 Minuten am Ziel. Flurin irrte plötzlich
alleine durch das Labyrinth (ob er den Vollmond spürte?), war aber als Erster draussen, wobei er vermutlich
eine Abkürzung (unter den Absperrungen durch) oder einen Emergency Exit benutzte und wohl kaum alle vier
Türme abgeklappert hat.
Queenstown
Geplant (und gebucht) war eigentlich heute Morgen der Besuch der Glowworm Caves. Wegen Personalmangels aufgrund der
Notlage am Milford Sound musste aber unsere Tour abgesagt werden. Erst am Nachmittag gab es wieder eine Tour.
Schweren Herzens sagten wir den Ausflug ab, denn mit der Nachmittagstour wäre es uns nicht mehr möglich gewesen,
unsere Reise bis zum gebuchten Campingplatz in Cromwell anzutreten und wir wollten heute weiterfahren.
Wir werden aber definitiv auf der Nordinsel eine andere Glühwürmchen-Höhle in Waitomo besichtigen (ohne kommen wir
nicht heim!).
Doubtful Sound
Nach dem Frühstück wurden wir mit dem Bus abgeholt und entlang des Lake Te Anau (der See ist vom Volumen her
der grösste Süsswassersee auf der südlichen Hemisphäre; der Pegel ist aufgrund der Regenfälle in den letzten Tagen 2,5m
höher als sonst) zum Schiffssteg am gleich anschliessenden See Lake Manapouri gefahren. Dort stiegen wir in den bereit
stehenden Katamaran, welcher uns quer über den See an den West Arm brachte. Über der Schiffsanlegestelle am West Arm
thront ein Wasserkraftwerk, welches 1/8 des in Neuseeland benötigten Stroms produziert.
Te Anau
An diesem Morgen war es sehr kalt im Wohnmobil, wir hatten eine Aussentemperatur von etwa 8 Grad. Aber oh staun,
es war ausserordentlich ruhig, es regnete nämlich nicht mehr! Ja, sogar die Sonne zeigte sich. Wir informierten
uns an der Rezeption über die aktuelle Lage. Diese zeigte sich in der weiteren Umgebung aber ganz anders, als wir
hier beim Blick nach draussen erahnen konnten: es herrschte Emergency Situation, mehrere Orte waren evakuiert worden,
andere komplett von der Aussenwelt abgeschnitten. Sämtliche Highways im Süden waren geschlossen und es wurde dringend
davon abgeraten, weiterzufahren. Sowohl die Weiterfahrt nach Queenstown wie auch der Weg zurück war blockiert… wir
sitzen fest!!!
Fiordland - Land unter Wasser
Ob wohl Petrus die Schlüssel verloren hat? Ein weiterer trostloser Tag mit viel Regen erwartete uns. Die ganze
Nacht hatte es ununterbrochen cats and dogs geregnet und daran würde sich auch an diesem Tag nichts ändern. So
langsam ist jeglicher Galgenhumor im Wasser ertrunken.
Zuerst begaben wir uns nach Bluff, Heimathafen einer grossen Fischereiflotte und Ausgangspunkt der Fähren zur eine
Stunde entfernten Steward Island. Der Katamaran müht sich mit seinen Passagieren durch eine der rauesten
Meeresstrassen der Welt. Zwar soll die Insel auch Sonnenschein melden, doch Nebel und Regen sind häufiger zu
registrieren - an durchschnittlich 255 Tagen im Jahr. Uns genügte der Regen hier schon vollends und wir verzichteten
(war auch so geplant) auf den Abstecher (abgesehen davon, dass wir nicht wussten, ob überhaupt ein Ausflug stattfand,
alles war menschenleer). Mit unserem neuen Gefährt, das moderner eingerichtet ist und bessere Aussicht, auch für die
hinteren Mitfahrer, gewährt, kämpften wir uns steil hoch zu einem Lookout über dem Hafen. Leider zog just in diesem
Moment eine Nebelwand auf, die uns jegliche Sicht verwehrte. Am Stirling Point, dem Endpunkt der Strasse, zeigt ein
Wegweiser in alle Himmelsrichtungen und gibt die beeindruckenden Distanzen an. Hier haben wir wohl den südlichsten
Punkt unserer Reise erreicht. Danach brachen wir auf nach Te Anau, was ca. in zwei Stunden zu erreichen sein sollte.