Heute Morgen mussten wir um 8 Uhr am Campingplatz aufbrechen. Ziel war das Tourismusbüro in der Innenstadt, von wo unsere 90-minütige Führung in der Goldmine startete. Es galten strenge Kleidervorschriften, um daran teilzunehmen: lange Ärmel, lange Hosen (gilt auch für Hajo! Da er nur Shorts eingepackt hatte, lieh ich ihm meine ausgeleierte Trainerhose), geschlossene Schuhe (keine Highheels). Vor Ort wurden wir gemustert und mit einer Leuchtweste und einer Schutzbrille ausgerüstet.

Da man bei geführten Touren in Australien meist eine halbe Stunde vor Abfahrt dort sein muss, blieb uns Zeit, mit einem Aargauer Ehepaar zu plaudern, welches aus Darwin kommend, neun Wochen durch Australien reist. Pünktlich startete der voll besetzte Tourbus, nachdem wir mit den strengen Verhaltensregeln vertraut gemacht worden waren. Unsere Familie drückte den Altersdurchschnitt der Besucher massiv.

Zunächst ging es zum Aussichtspunkt, welchen wir am Vortag schon besucht hatten. Es war spannend, bei anderem Tageslicht von dort nochmals in die Grube schauen zu können.

Anschliessend fuhren wir auf die andere Seite der Grube. Am Haupteingang stand eine grosse Tafel mit der Information, wann die nächste Sprengung erfolgen würde, im Normalfall einmal pro Tag.

Am Haus beim Eingang befindet sich ein Kasten, wo die Mitarbeiter „ins Röhrli blasen“ müssen, ja, sie müssen einen Alkoholtest machen!

Wir fuhren vorbei an riesigen Trucks, der Werkstatt, den Ersatzteien wie Pneus, welche zweimannshoch sind, an der Verwaltung, an Förderbändern mit verkleinerten Steinen, sowie Wasser- und Treibstofftanks.

Bevor wir am Aussichtspunkt aussteigen durften, mussten wir einen Helm fassen - Vorschrift! Die Grube unter uns war neueren Datums, vor sechs Wochen gab es diese noch nicht, sie wurde in 6 Wochen gegraben.

Der Fahrer gab uns noch diverse weitere Informationen:

  • Das Gold bzw. die Goldmine sind hochprofitabel.
  • Kalgoorlie ist die grösste Stadt im Outback mit 30-40‘000 Einwohnern. Viele Arbeiter gelangen mit dem Flugzeug nach Kalgoorlie. Sie werden hier on the job ausgebildet, der Einstiegslohn für einen Truckfahrer beträgt AUD 85‘000.
  • Die Arbeiter schuften hier abwechslungsweise 7 Tage, dann 7 Nächte.
  • Gearbeitet wird in der Grube 24/7/365.
  • Es arbeiten immer mindestens 2‘000 Leute in der Grube.
  • An diesem Ort wird es bis zu 49 Grad heiss, da sich das Gestein aufheizt, wird es über 60 Grad heiss.
  • An der tiefsten Stelle ist die Grube 800 m tief, der Bus braucht eine knappe Stunde bis zu dem Punkt, bzw. ca. 1,5 h hin und zurück.
  • Es gibt in der Mine 3‘500 Strassenkilometer.
  • Die Ladung eines einzelnen dieser Monsterlastwagen beträgt über 240 Tonnen.
  • Jeder 10. Lastwagen führt Gold mit. Im Durchschnitt hat jeder Lastwagen Gold in der Ladung im Wert von AUD 20‘000.
  • Die Mitarbeiter werden auf Alkohol und Drogen getestet.
  • Hier wird alles videoüberwacht.
  • Die Strassen sind 15 m breit, ein Truck ist 7 m breit. Die Pneu sind so hoch wie zwei Menschen.
  • Das Wasser, welches hier verwendet wird, gelangt über eine Pipeline aus 150 km Entfernung hierher.
  • Teilweise wird salzhaltiges Wasser auf die Strasse gesprüht, um den Staub zu binden.
  • 2019 gab es in Kalgoorlie ein Erdbeben. Ein Teil der Grube wurde zugeschüttet, Stollen brachen ein. Erst vor sechs Wochen konnte hier wieder der Normalbetrieb aufgenommen werden.

Nach unserer Rückkehr in die Stadt und einem Tankstellenstopp machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel. Wir hatten einige Kilometer vor uns, kamen aber gut vorwärts. Auf dieser Strasse gab es mehr Gegenverkehr und bei der Fahrt westwärts auch mehr Seitenwind. Bei Temperaturen über 30 Grad wäre eine Klimaanlage hilfreich gewesen, nach den vielen kühleren Tagen stellten wir erst jetzt fest, dass die air conditioning des Wohnmobils nicht funktionierte, was es fast unerträglich heiss machte. Weite Strecken sind wir deshalb mit offenen Fenstern gefahren, um wenigstens ein bisschen Fahrtwind zu bekommen.

Von Great eastern Highway sind wir irgendwann abgebogen ins 180 km entfernte Hyden. Wir kamen durch eine menschenleere Gegend. Nach 50 km erreichten wir eine Kreuzung wo unsere Strasse in eine dirt pist überging! „Nur“ noch 130 km von Hyden entfernt, aber wenn man nur 12 km unbefestigte Strassen fahren darf deutlich zu viel. Was nun? Wir waren völlig in der Pampa ohne Internetzugang, kein Mensch weit und breit und mussten überlegen, wie weiter (das Strassenschild nach der Abzweigung vom Highway genau zu lesen hätte uns diese Odyssee vielleicht erspart). Mal schnell umkehren bedeutet in Australien schnell mal 100 km bis zur nächsten Kreuzung! Und Auswahl hat man hier nicht. Alina hatte schon daran gedacht (Papa überlegte noch), dass es eine offline Karte auf Hajos Handy gibt. Hier schauten wir also nach, wo wir sind, und fuhren dann im rechten Winkel wieder zurück zum Highway, was ein zweistündiger Umweg bedeutete. Ob wir wirklich heute noch (vor der Dunkelheit) ankommen würden und wie weit unser Umweg führen würde, um über befestigte Strassen an unser Ziel zu gelangen? Die Anspannung im Wohnmobil war deutlich spürbar. An einer Tankstelle füllten wir nochmals unser Fahrzeug und versuchten uns mit einem Glace zu kühlen und zu beruhigen.

Hajo lenkte uns zügig vorwärts. Bei jeder Abzweigung waren wir froh, wenn wieder eine asphaltierte Strasse auf uns wartete. Irgendwie trauten wir der Sache nicht mehr wirklich. Beruhigend war, dass uns ein paar wenige Wohnmobile entgegen fuhren. Die Strasse musste okay sein und vielleicht kamen diese ja von da, wo wir hin wollten.

Nach total ca. 550 km waren wir um ca. 17:30 Uhr endlich da. Es war noch hell aber natürlich alles schon geschlossen. Von unterwegs hatten wir dem Campingplatz mitgeteilt, dass wir einen late arrival machen und so lag ein Umschlag für uns bereit (wir waren nicht mal die letzten!).

Total K.o. parkierten wir erleichtert unsere Kutsche auf ihrem Schlafplatz. Wir öffneten gleich alle Fenster um Durchzug zu erzeugen und das Fahrzeug zu kühlen. Trotz Mückennetzen hatten wir bald viel Gesellschaft, die kleinen Biester kamen einfach überall rein und stachen, was es das Zeugs hält.

Trotz Müdigkeit musste eine Dusche heute noch sein, wir waren so durchgeschwitzt, klebrig und voll Sand. Nach einem kleinen kalten Znacht (es hatte niemand mehr Hunger, nur ganz viel Durst), einer kurzen Besprechung der Planung für die letzten Tage und einer Nachricht an die Campervermietung fielen wir in unsere Betten. Unter dem Gejohle einiger junger angesäuselter Campingplatzbesucher schliefen wir ein.

Kalgoorlie Wave Rock