Das heutige Programm bestand darin, Albany anzuschauen und uns anschliessend auf eine längere Fahrt Richtung Esperance zu begeben. Je nach Abfahrtszeit hatten wir zwei unterschiedlich weit entfernte Campingplätze herausgesucht. Den Campingplatz in Albany zu verlassen ist uns nicht schwer gefallen, es war eng, überlaufen, unsympathisch, Massenabfertigung halt. Nicht ganz das, was wir mögen.
Die nahe gelegene Emu Beach und Middleton Beach, einer der schönsten Küstenabschnitte von Albany sowie der Hafen wirkten verlassen und aufgrund des trüben Wetters nicht sonderlich einladend.
An der Hauptstrasse im historischen Stadtteil kamen wir an der Albany Town Hall vorbei, eines der ältesten und grossartigsten historischen Gebäude Westaustraliens. Es wurde 1983 in ein charmantes Regionaltheater mit 310 Plätzen umgewandelt und beherbergt das ganze Jahr über eine Reihe von Aufführungen.
Den nächsten Fotostopp, ein Muss bei jedem Besuch in Albany und ein beliebter Ort für tolle Urlaubsfotos, machten wir beim Dog Rock. Dieser riesige Granitfelsen in der Nähe der Town Centre, weist eine unverkennbare Ähnlichkeit mit dem Kopf eines Bluthundes auf, der in der Luft schnüffelt. An dieser ikonischen Attraktion ist sogar ein Hundehalsband aufgemalt.
Als nächstes folgte ein Abstecher zum Torndirrup National Park, eine landschaftlich spektakuläre Küstenregion südlich von Albany. Er bietet eine Reihe spektakulärer Naturwunder und ist einer der meistbesuchten Nationalparks in Westaustralien. Die Fahrt durch Torndirrup ist atemberaubend und führt hinunter zur zerklüfteten Südküste. Wir machten Bekanntschaft mit Albanys wilder, faszinierender Küste, indem wir uns an den Rand einer 40 Meter hohen Klippe stellten. Unter uns tobte das Meer, über uns rauschte der Wind. The Gap im Torndirrup National Park ist eine Plattform, die 10 Meter aus der Felswand ragt. Nur wenige Schritte entfernt lädt die Felsformation Natural Bridge dazu ein, die Kräfte der Natur zu spüren. The Gap und Natural Bridge sind über Tausende von Jahren entstanden, als der Ozean in einer Felswand eine große Lücke und in einer anderen einen natürlichen Bogen erodierte. Erinnerungen an die Great Ocean Road werden wach.
Da wir mit der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in und um Albany früher fertig waren als erwartet wählten wir die entferntere Variante Campingplatz und reservierten gleich für die nächste Nacht.
Eine 350 km lange Fahrt nach Hopetoun stand bevor (dafür würde dann die Strecke am Folgetag bis Esperance kürzer). Wir wechselten uns beim Fahren ab und ich kam so in den Genuss, zum ersten Mal unser fahrbares Zuhause zu lenken.
Ausserhalb der Agglomeration gibt es nicht viel Verkehr ausser ein paar Touristen mit Autos oder Wohnmobilen und hin und wieder ein Road Train (ein Road Train ist ein Lkw-Zug, der aus einer Zugmaschine und mehreren Anhängern besteht und in Ländern wie Australien für lange Distanzen eingesetzt wird, um Waren wie Lebensmittel, Treibstoff oder Rohstoffe zu transportieren. Die Gesamtlänge kann bis zu 53,5 Meter betragen und sie können über 155 Tonnen transportieren, wobei sie in Australien für die Versorgung entlegener Regionen unverzichtbar sind.). Zudem ist die Strassenführung einfach: gerade aus mit ein paar wenigen Kurven.
Wir fragen uns trotzdem: wo ist das Fahren anstrengender, hier oder zu Hause? Hier fährt man oft eintönige, lange, gerade Strecken und dies häufig alleine ohne Gegenverkehr. Schleichend und fast unbemerkt lässt die Aufmerksamkeit nach und es ist eine Herausforderung, die Konzentration hoch zu halten. In der Schweiz bleibt einen gar nichts anderes übrig als voll konzentriert zu bleiben um heil ans Ziel zu kommen. Wir fragen uns: wie haben wir es (zwar mit einem Auto) vor fünf Jahren geschafft 900 km am Stück von Monkey Mia an den Flughafen Perth zu fahren? Wahrscheinlich war das Adrenalin und die Anspannung wegen des Abbruchs der Reise infolge Corona mit Schuld.
Auf der Fahrt praktisch durch das Nichts kamen wir teilweise an riesigen Kornfeldern vorbei, es wurde Raps angepflanzt, hin und wieder waren weidende Schafe oder mal Rinder auf endlosen grünen Wiesen zu sehen.
An unserem Campingplatz angekommen warnte uns gleich ein Schild vor möglichen Schlangen (wir meinen, gar ein überfahrenes Exemplar auf der Strasse gesehen zu haben). Auf einem Klappstuhl vor dem Wohnmobil genossen wir die letzten Sonnenstrahlen, bevor wir uns ein Abendessen (wieder mal Reis und gekochtes Gemüse statt Salat) im dazu gehörigen Restaurant gönnten.