Am heutigen Morgen war um 05:30 Uhr Tagwache, wobei wahrscheinlich niemand von uns wirklich viel geschlafen hat, die Aufregung war zu gross. Für einmal fiel das frühe Aufstehen allen leicht und wir waren um 06:30 Uhr pünktlich zur Abfahrt bereit.
Das Auto hatten wir bereits am Vorabend geladen, was einiges an Geschick verlangte, da wirklich der ganze Stauraum ausgenutzt wurde, um den Rollstuhl und das ganze Gepäck, inklusive über 20 kg Hilfsmittel/Verbrauchsmaterial mit entsprechendem Volumen für Flurin. Ob wir die Limiten (25 kg und ein Handgepäck à max. 7 kg pro Person) wohl einhalten können? Naja, wir hatten sicherheitshalber noch 2 x 5 kg bei der Airline ausgehandelt, um das Extragepäck mitnehmen zu können. Das sollte doch reichen.
Zum Flughafen durften wir einmal mehr auf Hajos Bruder Michi zählen, der zu früher Stunde uns nach Kloten chauffierte. Herzlichen Dank an dieser Stelle.
Kurz vor 8 Uhr waren wir bereits am Flughafen und hatten somit genug Zeit. Das Check-in verlief problemlos, wir waren sogar unter den üblichen Gepäcklimiten geblieben und mussten unser Extra nicht ausschöpfen.
Am Dock Mitfield wartete bereits unsere Singapore Airline, eine B777. Wir hatten eine Mittelreihe mit drei Sitzen welchen Flurin im Sandwich zwischen den Eltern besetzte sowie ein einzelner Sitz bei der daneben liegenden Fensterreihe für Alina. Pünktlich um 11:45 Uhr hob unsere Maschine zu unserem 11 h 45 min dauernden Flug nach Singapore ab.
Die Flugroute führte uns ungefähr hier durch (Flurin hat nach dem Flug auf Flightradar recherchiert): Österreich, Ungarn, Rumänien, Schwarzes Meer, Azerbajan, Turkmenistan, Afghanistan (Kabul, hier hatten wir ca. die Hälfte unseres Fluges von Zürich nach Singapur hinter uns), am Himalaya entlang über Nordindien, bei Kalkutta über den Golf von Bengalen, über Thailand und Malaysia nach Singapur.
Flurin lernte dabei rasch die Vorzüge des mittleren Sitzes kennen (wer den Tipp gab, sagen wir jetzt nicht). Wenn es etwas besonders Leckeres gibt nach Erhalt gleich verschwinden lassen und warten, bis die Flugbegleitung am anderen Gang vorbei kommt und nochmals zugreifen. So kam er im Nu zu zwei Portionen Mövenpick Glace! Clever, was? Pflichtbewusst wie sie ist hat Alina während des Fluges noch für die Schule gearbeitet (die Kollegen mussten ja auch).
Auch später war Flurin froh, wohlbehütet zwischen uns Eltern zu sitzen: im Raum Kalkutta (Indien) durchflogen wir immer wieder Gebiete mit starken Winden, welche Turbulenzen auslösten, die Flurin gar nicht Geheuer waren! Gut zureden und Hand auflegen war gefragt. Er hat die Situation aber gemeistert.
Am frühen Morgen, es war noch stockdunkel, erreichten wir pünktlich um 05:55 Uhr den Flughafen von Singapore. Trotz wenig Schlaf waren wir schnell auf den Beinen. Es blieb uns auch nichts anderes übrig, denn es wartete ein richtiger Marathon durch den riesigen Flughafen zum Gate für den Anschlussflug nach Perth. Nicht auszudenken, wie wir das gemeistert hätten, wenn der Flieger Verspätung gehabt hätte. Zum Glück hatte Flurin (mit Papa) Assistenz, die Distanz in aller Eile hinter sich zu bringen, noch bei feuchtwarmen Temperaturen (es war im Flughafengebäude erstaunlicherweise nicht so stark gekühlt, wie man das sonst so kennt) wäre ganz schön happig gewesen. So haben wir uns am Gate zum Einsteigen in den A350 der Singapore Airline wieder getroffen.
Schon beeindruckend und gleichzeitig irgendwie erstaunlich, wie der kleine Stadtstaat einen so grossen Flughafen baut, wo doch die Landfläche sonst schon rar ist. Und dazu eine Airline mit einer beachtlichen Flotte sein Eigen nennen kann. Der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben.
Mittlerweile war es hell geworden und mit wenig Verspätung hob unsere Maschine ab, welche uns in 4 h 45 min nach Perth bringen sollte (Flugroute: Singapore über Indonesien an Jakarta vorbei, über den Indischen Ozean an die Australische Küste bei Shark Bay und Monkey Mia nach Perth). Zu Flurins Leidwesen verkündete der Pilot gleich zu Beginn, dass vor allem anfangs mit Turbulenzen gerechnet werden muss. Just über Jakarta begann es ziemlich zu schütteln, so dass der Pilot die Crew aufforderte, den Service einzustellen und sie hastig ihre Wägelchen in die Bordküche manövrierten. Bevor wir über Monkey Mia (da waren wir vor gut fünf Jahren bei den Delfinen, unsere letzte Station vor dem Reiseabbruch) die Westküste Australiens erreichten, beruhigte sich das Wetter und erst beim Landeanflug um die Mittagszeit (einmal mehr musste ja noch sein) wurden wir nochmals durchgerüttelt.
Nach einer relativ speditiven Einreise (es darf auch mal ein Vorteil sein, wenn man einen Rollstuhl hat) erwartete uns Perth mit Sonnenschein und Wind. Übrigens beträgt die Zeitverschiebung zu Zürich + 6 h, d.h. mittags um 12 in Perth bedeutet in Zürich Morgens um 6 Uhr.
Die lange Reise geschafft erwartete uns eine ziemlich Odyssee, mit all dem Gepäck (Rollstuhl, 4 Koffer bzw. Reisetaschen, drei Rucksäcken, einer Handtasche, einer Umhängetasche und einer Sporttasche) mit dem Zug in die Stadt und zu unserem Hotel zu gelangen. Endlich das Hotel erreicht stellte sich heraus, dass es noch ein zweites, gleichnamiges Hotel gab und wir natürlich (Murphy sei Dank) an falschen abgestiegen waren. Es scheint, dass wir ziemlich eingerostet und nicht mehr so reiseerprobt sind wie vor Corona. Wir wären bereit, das sofort wieder zu ändern…
Nach einem kurzen Break auf dem Zimmer (wir mussten noch etwas durchhalten bis am Abend) machten wir uns nochmals auf, durch den nahen Langley Park zum Swan River und weiter bis zum Schiffssteg am Elisabeth Quay, wo wir uns schon nach den Ausflugsmöglichkeiten für die nächsten Tage umschauten.
Wir nutzten den Gratisbus, um via Kings Park zum Stadtzentrum zurück zu gelangen. Dies wurde aber allmählich zur Herausforderung, denn je länger die Fahrt dauerte je mehr Familienmitglieder fielen durch die unkontrollierten Kopfbewegungen auf, da sie von der Müdigkeit übermannt wurden. Wir beschlossen daher, es mit dem Nachtessen kurz zu halten und nur eine Kleinigkeit zu essen (die Verpflegung im Flugzeug war ja schon wirklich gut), denn die meisten von uns hätten wohl die Order-Phase im Restaurant nicht mehr mitbekommen…
Im Hotel waren alle schnell in den Federn und wir brauchten uns auch nicht gross in den Schlaf zu wiegen, Nachwehen der Turbulenzen sei Dank…