Trotz unserer wunderschönen, edlen Bleibe, in deren Betten wir es gut und gern noch länger ausgehalten hätten, waren unsere Kinder schon früh auf (wahrscheinlich wegen der dreistündigen Zeitumstellung im Vergleich zu Sydney) und genossen das Kinderprogramm am Fernsehen. Erst jetzt konnten wir die wunderbare Aussicht auf den kleinen Yachthafen, den Kanal und die wunderschönen Häuser rundherum geniessen und bestaunen. Einige Kinder waren am Kajak fahren, andere versuchten sich im Standup paddeln. Ein grosses Militärflugzeug mit vier Propellern zog seine Kreise über dem Ort. Nach einer wohligen Dusche für die ganze Familie (wenn schon, denn schon) fuhren wir um 08:30 Uhr los. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns, in zwei Tagen wollten wir gut 1’200 Kilometer weiter nördlich in unserem gebuchten Hotel in Coral Bay sein. In der Nähe haben wir uns in einem Shoppingcenter mit Frühstück und Lebensmitteln eingedeckt. Kurz darauf übernahm ich erstmals das Steuer und bekam bereits nach wenigen Metern einen Strauss Rosen von Flurin, der mich in den höchsten Tönen für mein gutes Lenken lobte. Tatsächlich schaffte ich es (mit mehrmaligem blinken) bis kurz vor Cervantes, bis ich das erste Mal versehentlich den Scheibenwischer betätigte. Wir Bögen zu den Pinnacles ab, vielen aufgereihten Steinformationen, welche in einer Wüstenlandschaft eine unverzichtbare Sehenswürdigkeit bilden. Auf dem engen, kurvigen Drive vorbei an vielen schönen Sandsteingebilden übernahm Hajo wieder das Lenkrad, während ich die Kamera führte. Immer wieder hielten wir an, um auszusteigen und Fotos von beeindruckenden Gesteinsformationen, Steingruppen und Skulpturen zu machen. Wir hatten Freude an den Steinen, die vielen Fliegen an uns und in Kürze hatten wir das Auto voll von diesen lästigen Viechern, welche sich ständig auf Mund, Nase und Augen setzten. Wir liessen es uns aber nicht nehmen, die wunderschönen Farben, der gelbe Sand und die Steine, ein paar Büsche und den blauen Himmel zu geniessen. Ein Mann fragte uns nach einem Foto und so nutzten wir gleich die Gelegenheit für ein paar Familienfotos. Am Desert Lookout bot sich die Gelegenheit , etwas erhöht über die Kunstwerke der Natur zu schauen.

Danach setzten wir unsere Reise fort der Küste entlang hoch bis nach Geralton, teils durch Buschland, teils nahe am Meer, mehrmals vorbei an weissen Sanddünen. Aufgrund der vorabendlichen Erfahrung (ausFehlern lernt man bekanntlich), liessen wir uns im Visitor Centre über unsere Weiterfahrpläne beraten. Gerne wollten wir noch
etwas weiter voran kommen, um die verbleibende Distanz zu verkürzen (über 7 h), aber nur, wenn es Sinn macht und wir eine Unterkunft hätten. Der Berater erwähnte die Möglichkeit, noch gut 200 km zu fahren bis Billabong Roadhouse, einer Tankstelle mit Motel auf unserem Weg. Es war erst nachmittags um 15:30 Uhr, wir hatten also noch ein bisschen Zeit und wir waren froh um die Möglichkeit, noch etwas weiter zu kommen, um die Strecke am nächsten Tag zu verkürzen. Wir haben also gleich ein Zimmer gebucht. Da unterwegs kaum weitere Zivilisation zu erwarten war, assen wir gleich in der Stadt Zmittag/Znacht und kauften noch etwas Verpflegung ein. Kakaduschwärme belagerten die Bäume vor dem Einkaufszentrum und machten einen ziemlichen Lärm, ganz zur Freude von Flurin. Wir wollten nicht zu viel Zeit verlieren und gleich weiterfahren, da um 19 Uhr die Sonne untergeht und die Gefahr von Wildlife auf der Strasse dann massiv ansteigt. So verliessen wir bald darauf Geralton, ein hübsches Städtchen, das uns in jeder Hinsicht positiv überrascht hat (schöne, gepflegte Häuser, Gärten, Parks und Stadtzentrum). Wir kamen rasch und gut voran, was natürlich durch die vielen langen, schnurgeraden Strassenstücke erleichtert wurde. Ca. eine Stunde von unserem Ziel entfernt sahen wir unser erstes wildes Känguru! Leider wurde die freudige Begegnung schnell zu einem sehr traurigen Ereignis. Das Känguru sass mitten auf der Strasse. Hajo drosselte das Tempo, hielt eher links, da das Tier nach rechts gerichtet war und wir mit einer Flucht nach rechts gerechnet hatten. Plötzlich hatte es sich das Känguru anders überlegt und drehte sich unerwartet um. Hajo versuchte noch nach rechts auszuweichen. Doch leider reichte es nicht ganz, es gab einen Knall vorne links am Auto, da wir das arme Tier prompt noch erwischt hatten. Alle waren sehr traurig, eine gedämpfte Stimmung herrschte, und es gab kein anderes Thema mehr an diesem Abend, vor allem Flurin sprach ununterbrochen davon. Wir setzten unsere Reise fort in der Hoffnung, ohne weitere tierischen Begegnungen möglichst bei Tageslicht ans Ziel kommen. Alle waren jetzt hellwach und halfen beim Fahren, Ausschau nach Tieren zu halten. Ausser Termitenhügeln und Ziegen sahen wir aber keine Tiere mehr, kein einziges Känguru. Ziemlich genau um 19 Uhr, zu Sonnenuntergang, waren wir an unserem Ziel. Der Aufprall hatte doch eine ziemliche Beule am Auto vorne links verursacht, das Blech war eingedrückt und der Scheinwerfer war hin.

Die sehr rudimentären Motelzimmer (für stolze 125 AUD die Nacht) waren in Baracken untergebracht, es war entsprechend heiss im Zimmer und wir mussten die Temperatur von 34 Grad auf erträgliche Schlaftemperaturen herunter bringen. Ohne Kühlung war an Schlaf nicht zu denken. Wir haben Flurin versorgt und uns dann sehr rasch schlafen gelegt, um am nächsten Tag für die restliche Strecke fit zu sein, und mit der Hoffnung, nächstes Mal lebende Kängurus (aus angemessener Distanz) beobachten zu können.

Perth Coral Bay, 11.-16. März