Am Morgen unserer Abreise aus Sydney nach Perth konnten wir uns etwas Zeit lassen. Der Shuttle würde uns um 11 Uhr abholen und Check-out-Time im Hotel war auch 11 Uhr, so dass wir das Zimmer also bis am Schluss behalten konnten. Wir packten unsere Koffer und machten uns auf ins Lokal um die Ecke, das Pancake on the Rocks (welches wir leider erst am Abend vorher entdeckt hatten; der Regentag verhinderte, dass wir bis um jene Ecke schauten und es entdeckten). Jeder suchte sich eine schmackhafte Variante aus und so rundeten wir unseren wunderschönen Aufenthalt in dieser tollen Stadt kulinarisch ab.

Der Shuttle, gefahren von einem älteren Herr, erreichte das Hotel etwas verspätet, kurz nach 11 Uhr. An einem weiteren Hotel in der Innenstadt musste er noch weitere Leute abholen. Dafür fuhr er in seltsamer Manier im Zickzack um verschiedene Häusergruppen herum, vielleicht war es ein früherer Big-Busfahrer, denn er fuhr meistens auf der gleichen Route wie der Touristenbus. Ein heftiger Regenguss setzte ein und der Stau auf der Strasse machte das Vorwärtskommen auch nicht besser. Der Verkehr bewegte sich mit Stopp and Go und die Route schien uns ziemlich seltsam, der Fahrer schien richtiggehend den Weg zu suchen. Erst sehr spät, um ca. 12:20 Uhr erreichten wir den Flughafen, bei einer Abflugzeit nach Perth um 13:40 Uhr! Nun galt es Ruhe zu bewahren und geduldig in der Kolonne der wenigen offenen Schalter anzustehen, denn für Rollstuhl und Sondergepäck war der Schalter eigentlich gedacht. Es gab aber auch viele Leute in der Reihe, welche sich uneinsichtig zeigten und aus Bequemlichkeitsgründen lieber bedient werden wollten, statt ihr Gepäck selber einzuchecken. Die meiste Zeit war nur mal gerade ein Economy Schalter von Qantas offen. Es gab kaum Personal, und das wenige, das anwesend war, versuchte verzweifelt am Telefon, weitere Helfer heranzubeordern. Endlich an der Reihe fand die Angestellte natürlich den Eintrag zur Sondergepäckgenehmigung nicht im System (in Auckland hatten sie das sofort gelesen), und sie wusste nicht, wie sie das Gepäck Einchecken sollte. Erst um 13:00 Uhr konnten wir durch die Security, dank dem, dass wir mit dem Rollstuhl vorgelassen wurden. Anders als auf allen Flügen war ein Getränk beim Inlandflug erlaubt. Wir mussten sofort zum Gate und es blieben uns schlussendlich noch genau zehn Minuten, bis wir als Allererste mit dem Rollstuhl um 13:20 Uhr einsteigen durften. Es war eines der klapprigsten Flugzeuge, mit welchem wir in letzter Zeit geflogen sind und nach der Behebung der mechanischen Probleme (Engineering Problems), konnten wir endlich mit 30 Minuten Verspätung los. Die Erfahrungen mit Quantas waren mässig, nicht sämtliche Plätze waren mit IPad ausgerüstet, nicht alle funktionsfähig (Flurins iPad beispielsweise lud sich nicht auf), das Essen mässig (schwarze Stücke an den Rüebli, ein Mus in der Verpackung), etc.

Es war ein relativ ruhiger Flug, zuerst über recht grünes Gebiet mit viel Wald und Buschland, später wurde es plötzlich karg und trocken, durchbrochen mit Abschnitten, welche übers Meer führten. Beim Landeanflug waren wir zum Glück auf der richtigen Seite und konnten wunderbar auf die Stadt Perth schauen. Nach 4 Stunden 20 Minuten hatten wir unser Ziel an der Westküste erreicht. Wegen des Rollstuhls wurden wir gebeten, mit aussteigen zu warten, dies gab uns Gelegenheit, uns für die über 30 Grad Lufttemperatur umzuziehen und ein Erinnerungsfoto von Flurin und der dunkelhäutigen Hostess zu schiessen, welche den Narren an Flurin gefressen hatte. Sie winkte uns mit der Crew nach dem Verlassen des Flugzeuges zum Abschied zu. Da wir mit einem Inlandflug (Domestic) geflogen waren, blieb uns das lange Einreiseprozedere erspart. Rasch waren wir im Besitze unseres Gepäckes und verhandelten mit der mässig motivierten Mitarbeiterin der Autovermietung (das Arbeiten haben sie weder in Neuseeland noch in Australien erfunden), welches wohl das passende Auto für uns wäre. Wir wollten keine riesige Karre, und doch hatten wir einiges an Gepäck zu verstauen. Die zweite Autowahl (sollten wir zurück kommen und ein anderes Auto haben wollen) würde uns einen Aufpreis kosten?! Infos zu Routen, Strassen oder Unterkünften gab es keine, auch keine Strassenkarte war erhältlich (da waren wir in Neuseeland verwöhnt, überall gab es gute Prospekte, Karten und Infos, kostenlos).

Schon auf dem Weg zum Auto hatten wir, nicht nur mit den ungewöhnlich warmen Temperaturen, sondern vor allem mit den lästigen Fliegen zu kämpfen, die einen ständig in Mund und Augen fliegen. Diese können fast so lästig sein wie die Sandflies, ausser dass sie nicht stechen.

Das Gepäck und Rollstuhl passte mit viel Geschick knapp rein, uff! Es konnte also losgehen, möglichst rasch Richtung Norden. Aber welche Strasse sollte uns ans Ziel führen? Die Beschriftung liess zu wünschen übrig. Nanu, zu sehr verfahren konnten wir uns anfangs nicht, es war Rushhour, wir also in bester Gesellschaft und sehr weit kamen wir nicht. Irgendwann trauten wir der Autobahn nicht mehr und landeten kurze Zeit später in einem Wohnquartier. Nicht das, was wir wollten, aber wohin wollten wir eigentlich wirklich? Bei einer kleinen Ansammlung von exotischen Läden, welche gerade ihre Tore schlossen, hielten wir an und Hajo stürmte gleich in die Post auf der Suche nach einer brauchbaren Strassenkarte. Mehrere Leute, welche sich in der Filiale aufhielten, zeigten sich sehr hilfsbereit und erklärten uns den Weg, wie wir Richtung Norden aus Perth herausfinden würden. Unser Ziel war es eigentlich, bei Tageslicht noch möglichst weit nach Norden zu kommen und dann eine Unterkunft zu suchen.

Wie wir feststellen mussten war das mit der Unterkunft suchen gar nicht so eine einfache Sache, wie wir uns das vorgestellt hatten. Viele Strassen wurden in diesem Gebiet doppelspurig ausgebaut, Unmengen von Häusern und Siedlungen aus Boden gestampft, vieles for sale, aber nirgends gab es irgendeine Unterkunft. Nachdem wir einen Wald mit verkohlten Bäumen und Büschen passiert hatten (es war uns nicht klar, ob diese Brandrückstände neueren Datums waren oder nicht) kamen wir in einen weiteren grossen Ort. Verzweifelt suchten wir weiter während es langsam dunkel wurde, ohne Erfolg. Mussten wir wirklich alles zurück nach Perth? An einer Tankstelle fragten wir um Hilfe. Die Anwesenden kannten nur ein einziges Hotel, 25 km zurück in Richtung Perth, welches aber sehr teuer sein sollte. Was blieb uns anderes übrig? Wir machten uns auf die Suche und wurden irgendwann fündig. Es sah sehr edel aus, leider war die Rezeption verlassen und auf beide der Klingeln keine Reaktion. Zurück im Auto wollten wir gerade Krisensitzung abhalten, als ein junger Mann an unserem Auto vorbeilief. Sofort krallten wir uns die Gelegenheit und quatschten ihn an. Er war zum Glück in der Nähe angestellt, sehr hilfsbereit und rief für uns gleich den Hotelmanager an. bei dem er uns ein Zimmer für 230 Dollar (10 Dollar würden uns geschenkt) organisieren konnte. Zwar etwas teuer, dafür sehr schön, edel, und wir waren einfach nur erleichtert, erleichtert eine Bleibe gefunden zu haben (Erinnerungen waren wach geworden, nachdem wir vor 13 Jahren an der Ostküste während acht Stunden eine Unterkunft in Australien gesucht hatten und schlussendlich im Auto übernachten mussten, weil in einem riesigen Umkreis vom Backpacker bis zum Luxushotel alles restlos ausgebucht war).

Nun galt es nur noch: Runterfahren und in einem wunderschönen, grossen, kuscheligen Bett entspannen und erholsam schlafen…

Sydney - Sky Tower & Opera House Pinnacles