Hatten wir beim Telefonanruf in die Heimat gestern Abend noch das schöne Wetter gelobt, regnete es heute Morgen mal wieder. Nanu, die Bevölkerung wird happy gewesen sein, ist es doch in der Gegend sehr trocken. Unser Ziel heute: Hot Water Beach auf der Coromandel-Halbinsel. Die Fahrt auf dem Pacific Coast Highway sollte nicht allzu lange dauern, hatte es aber mit etlichen Schluchten und Bergkuppen entlang der Küste in sich. Da der Kühlschrank sich aufgrund der baldigen Rückgabe des Wohnmobils allmählich leert, war Alina heute fast arbeitslos.

In Tairua, einem Ort mit geschützter Bucht am Meer, machten wir um die Mittagszeit Halt. Während im Hinterland die Wolken hingen, war es direkt an der Küste bereits wieder sonnig und ca. 25 Grad warm. Im klaren, seichten Wasser war der Boden mit unzähligen Muscheln übersät. Nur schade, dass wir keine mitnehmen können. Im Schatten von ein paar Bäumen widmeten wir uns wieder den schulischen Vorgaben.

Am Nachmittag erreichten wir unseren Campingplatz am Hot Water Beach und entschieden uns, gleich an den Strand zu gehen. Da der Parkplatz heillos überfüllt und für Wohnmobile eh kein Platz war (Rückspiegel lässt grüssen), lud Hajo uns am Strand aus und fuhr unser Gefährt zum Campingplatz zurück. Hot Water Beach liegt an einem langen Sandstrand mit starker Strömung, teilweise ist das Schwimmen gar verboten.

Der Strand trägt seinen Namen, der übersetzt „Heisswasser-Strand“ bedeutet, wegen des Austrittes von Thermalwasser an einem eng begrenzten Abschnitt des Sandstrandes. Etwa 2 km unter der Erdoberfläche befinden sich etwa 170 °C heisse Gesteinsschichten, die Reste vulkanischer Aktivität in einer Zeit vor 5 bis 9 Millionen Jahren sind. Darüber befinden sich Reservoire heissen Wassers. Kaltes Grundwasser sickert in das Gestein, an seiner Stelle steigt Heisswasser durch Risse im Gestein nach oben. Es tritt in zwei Quellen aus, „Maori“ im Norden mit einer Temperatur von 64 °C und einem Ausstoß von 10 bis 15 L/min und „Orua“ 20 m weiter südlich mit 60 °C.

Bei Ebbe kann man sich in der Nähe der Felsen am Südende des Strands einen heissen Pool in den Sand graben. Losbuddeln sollte man am besten in den 2 Stunden vor und nach Ebbe, denn dann steht das Wasser niedrig genug, um die heisse Quelle unter dem Strandsand zum Vorschein zu bringen. Es ist ein seltsames, aber sehr angenehmes Gefühl, direkt am Meer in einem eigenen, warmen Strandbad zu liegen. Nachdem Flurin und Alina mit der beim Campingplatz ausgeliehenen Schaufel kräftig den Strand umgegraben und mit Hajo ein Bad in den hohen Wellen genossen hatten, begaben auch wir uns in das Gewühl an Leuten, um das Feeling der heissen Quelle zu erleben. Flurin kroch dafür den halben Strand entlang (gehen im Sand ist für ihn sehr anstrengend und tragen können wir ihn auch nicht mehr). Und tatsächlich war es sehr beeindruckend, wie heiss das Wasser an bestimmten Stellen aus dem Boden drückte. Vereinzelt konnte man Blubberblasen oder Wasserdampf über den gegrabenen Sandlöchern erkennen. Manchmal war das Wasser so heiss, dass man schnell die Füsse wegzog, um sich nicht zu verbrennen. Flurin musste dabei besonders vorsichtig sein. Da er an Beinen und Füssen kaum was spürt könnte dies zu Verbrennungen führen, weshalb er immer erst mit der Hand die Temperatur prüfen musste. Unsere Kinder waren kaum mehr vom Strand wegzubringen (Flurin hatte sich vor Tagen bei mir beklagt, dass er noch nie im Meer hätte schwimmen dürfen). So dauerte es, bis die Sonne verschwand und es deutlich kühler wurde, bis wir aufbrechen konnten. Flurin krabbelte den Weg bis zu den Duschen am Strassenrand zurück. Es benötigte einiges an Effort, bis Flurin von Sand und Salz einigermassen befreit war. Bis wir bereit waren hatte Hajo in der Zwischenzeit schon wieder das Wohnmobil geholt, um uns nach Hause zu holen. Zum Glück gab es am Campingplatz eine kleine Verpflegungsbude, denn niemand war zu fortgeschrittener Zeit noch bereit, ein grosses Geköch zu beginnen. Nach der obligaten Dusche waren alle froh, dass sie in ihr Bett schlüpfen konnten. Und wegen der vielen Sandflies erfolgte der Tauchgang unter die Bettdecke noch schneller…

Waihi Beach Coromandel