Heute hatten wir einen sehr kurzen Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit. Ein paar Minuten von unserem Campingplatz entfernt befand sich der Eingang zu den Glowworm Caves. Die Anfahrt verzögerte sich leicht, ganz zur Freude von Flurin, da ein Feuerwehrauto mit Sirene an uns vorbeibrauste. Einige Meter weiter war ein Auto in eine Leitplanke gekracht, die Polizei und eine andere Feuerwehr war bereits vor Ort, der Verkehr wurde geregelt und es sah zum Glück nur nach Blechschaden aus.
Unter dem grossen Pavillondach im Ticket- und Shopbereich wimmelte es von Leuten, mehrere Busse mit Asiaten entleerten sich und strömten schnurstracks zum Eingang. Kurz darauf hielten wir unsere Tickets in der Hand und reihten uns zu den wartenden Individualtouristen für die 10:30 Uhr Tour ein. Dieses Mal schien es also tatsächlich mit den Glühwürmchen zu klappen, wir freuten uns riesig darauf. Ein Guide informierte uns über die Regeln des Grottenbesuchs (unter anderem keine Fotos, kein filmen) und führte uns hinunter in die Höhle. Der Eingangsbereich war niedrig, dunkel und eng, einige Wassertropfen klatschten auf uns herunter (sie sollen Glück bringen).
Weiter unten weitete sich die Grotte in der sogenannten Kathedrale. Leider konnte sich niemand zu einem Gesangssolo durchringen. Wir bestaunten die vielen Stalaktiten (von der Decke herunter wachsend) und Stalagmiten (vom Boden her wachsend) und konnten gar die jüngste Säule betrachten, welches erst gerade (d.h. vor 200 Jahren) zusammengefunden hatte. Im hinteren stark verengten Teil der Kathedrale war es sehr dunkel, und da konnten wir an der Decke etliche Glühwürmchen betrachten. Wie wunderbar das aussah! Der Guide zündete das Licht an und so wurden die vielen Fangarme der Glühwürmchen sichtbar, welche wie herunterhängende feine Perlenketten aussahen. Ein paar Meter weiter konnten wir uns in ein Boot setzen und wurden auf dem unterirdischen Fluss durch die Höhle geführt. An der Decke befand sich ein Netz von Seilen, an denen die Guides die Boote vorwärts zogen. In der dunklen Deckenwölbung erleuchteten tausende von Glühwürmchen mit ihrem blauen Licht die Grotte, was wie ein wunderschöner Sternenhimmel aussah. Einfach atemberaubend. Dank des Kameraverbots (an das sich übrigens längst nicht alle Touristen hielten) konnten wir die Eindrücke noch viel mehr aufsaugen und wirken lassen. Der Ausflug reihte sich sofort zu den absoluten Highlights unserer Reise ein. Am Schluss fuhr uns das Boot aus der Höhle wieder ans Tageslicht, von wo es nur ein kleiner Fussmarsch zurück zum Eingang war. Leider gab es keine Wiederholungsschlaufe, ich glaube, wir wären alle gleich noch einmal gegangen! Endlich hatte es mit den Glühwürmchen geklappt!
Wir setzten unsere Reise fort durch sehr ländliches Gebiet, fernab von Touristenströmen (keine Ahnung, welchen Weg all die anderen Wohnmobile genommen haben). Etwa zwei Stunden später erreichten wir Taupo am gleichnamigen See, unsere nächste Station auf unserer Reise. Nachdem wir unseren Nachtplatz besichtigt hatten fuhren wir zu den Huka Falls (die grössten Wasserfälle Neuseelands, ein Bruchteil der Rheinfälle) und klapperten dort ein paar Spaziergänge und Lookouts in der Gegend ab. Am Abend fuhren wir noch etwas dem See entlang, bevor wir nach einem Nachtessen in der Stadt bei strömendem Regen zum Campingplatz zurückkehrten. Zwischendurch versuchte ein Regenbogen, sich ein bisschen versöhnlich zu zeigen. Dieser Abend wäre eigentlich unspektakulär zu Ende gegangen, wäre da nicht Flurin, welcher durch ein dummes Missgeschick unsere ganze Besatzung in Sorge versetzte: Da der Stauraum bei uns sehr spärlich ausgefallen war und der Platz primär durch den Rollstuhl besetzt wurde, mussten wir mehrere Koffer im Wohnmobil selber unterbringen, während des Tages unter anderem auf unserem hinteren Bett, wo Flurin und ich nächtigen. Beim Versuch, sein Portmonee aus dem Koffer zu kramen, krachte plötzlich (Flurin ist die Kraft ausgegangen) die obere Kofferhälfte sowie die Tasche darüber auf Flurins Nacken. Wir konnten nicht genau eruieren, was der Vorfall bewirkt hatte, jedenfalls litt Flurin unter ziemlichen Schmerzen und konnte Hals und Oberkörper kaum bewegen. Zum Glück war er relativ bald eingeschlafen und wir würden die Lage und die nächsten zu unternehmenden Schritte am kommenden Morgen beurteilen…