Nach dem Frühstück wurden wir mit dem Bus abgeholt und entlang des Lake Te Anau (der See ist vom Volumen her der grösste Süsswassersee auf der südlichen Hemisphäre; der Pegel ist aufgrund der Regenfälle in den letzten Tagen 2,5m höher als sonst) zum Schiffssteg am gleich anschliessenden See Lake Manapouri gefahren. Dort stiegen wir in den bereit stehenden Katamaran, welcher uns quer über den See an den West Arm brachte. Über der Schiffsanlegestelle am West Arm thront ein Wasserkraftwerk, welches 1/8 des in Neuseeland benötigten Stroms produziert.
Weiter ging die Reise mit dem Bus auf der teuersten Strasse Neuseelands (sie wurde in den letzten Tagen auch verschüttet und war mindestens einen Tag nicht befahrbar) durch urwüchsigen Wald (an zwei von drei Tagen regnet es, 7m Niederschlag pro Jahr) mit wunderschönen grossen Farnen steil hinauf über den Wilmot Pass (671m) und wieder steil hinunter an die Schiffsanlegestelle am Meer zum Doubtful Sound (der Doubtful Sound wird täglich von ca. 500 Personen besucht, der Milford Sound muss täglich 10 bis 20 Mal mehr Personen pro Tag schlucken; der Milford Sound ist zur Zeit aber nach wie vor geschlossen. Beim zweiten entgegenkommenden Fahrzeug sprach der Fahrer, dass es sich anfühlt wie beim Milford Sound). Auf dem Weg haben zwei Wekas (kleine Laufvögel) unseren Weg gekreuzt und in regelmässigen Abständen waren kleine pinke Dreiecke an Bäumen aufgehängt, unter denen sich Fallen gegen eingeschleppte Raubtiere wie zum Beispiel das Wiesel befanden.
Ein weiterer Katamaran führte uns durch den ganzen Sound, vorbei an hohen bewaldeten Bergen (erinnerte uns ein bisschen ans Tessin) und bis zu 820m hohen Wasserfällen bis ans offene Meer. Auf dem Weg erwartete uns eine Gruppe (a pod = eine Gruppe, eine Sippe/Familie) von Delfinen, welche uns unweit des Schiffes ihre Kunststücke vorführten. Ein nicht täglich zu bewunderndes Schauspiel, wie uns der Kapitän informierte. Hajo, natürlich in Shorts gekleidet, hat ausserdem Bekanntschaft mit den berühmt berüchtigten Sandflies gemacht, einer Art Stechmücke. Der Unterschied vom geschützten Sound zum offenen Meer war sofort spürbar, denn plötzlich schaukelte der vermeintlich grosse Katamaran wie eine Nussschale in alle Richtungen. Beim Treppen steigen habe ich gerade noch rechtzeitig das Geländer erwischt. Erinnerungen an Galapagos werden wach (habe ich damals nicht gesagt, mich bringt niemand mehr auf ein Schiff, nicht mal auf den Zürichsee?). Zum Glück musste der Katamaran nur im offenen Meer wenden und fuhr schon bald wieder in die ruhigeren Gewässer des Sounds ein. Leichter Regen und Sonnenschein mit etwas blauem Himmel wechselten sich ab, so dass wir interessante Farbspiele für Auge und Kameralinse hatten. Auch beim Rückweg erwarteten uns wieder die Delfine und gaben ihre Künste zum besten.
Diese Aufnahmen stammen von Alina, aufgenommen mit ihrem neuen iPod.
Ein Guide hat uns auf dem Schiff erzählt, dass 1950 zehn Elche im Fjordland ausgesetzt wurden. Nach ein paar Jahren wurde die Jagd eröffnet. Es wurden aber nur vier Tiere erlegt. Bis heute wurden vereinzelte Hinweise auf Elche gefunden, aber keine lebenden Tiere gesichtet, trotz teilweise intensiver Suche. Die Grösse und Abgeschiedenheit dieser Region lässt keinen definitiven Schluss zu einer allenfalls überlebenden Population zu. Demzufolge hat die Regierung 100‘000 NZD ausgesetzt für denjenigen, der ein Foto eines Elches im Fjordland schiesst. Trotz intensiver Suche konnten wir leider keinen Lebendbeweis erbringen.
So wie wir gekommen waren ging es mit dem Bus über den Pass, mit dem Katamaran über den See und mit dem Bus zum Campingplatz in Te Anau zurück. Wir waren alle müde, aber glücklich und einig, dass sich der teure Ausflug auf jeden Fall gelohnt hat.
Zu erwähnen ist noch, dass es am Abend jeweils lange hell bleibt. Auch nach 20 Uhr ist es noch taghell. Aufgefallen ist uns am Abend der Mond. Er bildet ein a, was bei uns abnehmend bedeuten würde. Der Mond ist jedoch in zunehmendem Stadium. Dies ist damit zu erklären, dass wir uns auf der Südhalbkugel befinden.
Morgen früh werden wir in die Glowworm Caves gehen und dann weiter Richtung Norden (die Strassen sind wieder offen) reisen. Der Abstecher hierher war nicht umsonst (wie wir zuerst aufgrund der starken Regenfälle befürchtet hatten), im Gegenteil, er hat sich sehr gelohnt und wir nehmen viele schöne Erinnerungen mit.