Infolge allgemeiner Depression entfällt der heutige Beitrag…

natürlich NICHT!

Niemand mochte so richtig aufstehen an diesem wolkenverhangenen Morgen, denn wir mussten aufräumen, packen, stopfen und alles in unsere Gepäckstücke (die wir noch etwas aufgerüstet hatten) mosten. Unglaublich, wieviel Ware sich da ansammelt, obwohl wir ja schon einiges verstaut hatten. Wir haben mehrmals das ganze Zimmer abgesucht um sicherzustellen, dass wirklich nichts liegen geblieben sei oder noch in irgendeinem Koffer Platz finden müsste.

Obwohl wir uns noch vom einen oder anderen getrennt hatten wurde es sehr eng, aber wir schafften es (nun mussten wir nur noch damit am Flughafen durchkommen)! Um uns vor dem langen Flug noch ein wenig die Füsse zu vertreten und Alina sausen zu lassen hatten wir uns die Muir Woods aufgespart, ein Nationalpark mit riesigen Redwoods nahe der Stadt.

Der Parkplatz war schon stark besetzt und auch am Strassenrand standen bereits viele Autos. Hajo liess uns vor um die Tickets zu besorgen. Nachdem er auch über zwei Meilen entfernt keinen Parkplatz gefunden hatte, kehrte er zum Eingang zurück wo er mit viel Glück unser Auto in einer eben frei werdenden Lücke abstellen konnte.

Es war ausserordentlich friedlich und entspannend, in dem grossen Wald dem Bach entlang zu spazieren und die Ruhe zu geniessen. Alina genoss es, frei den Weg hoch und runter zu rennen wobei wir sie doch in der Nähe behalten mussten, da ständig Amerikaner besorgt nach der Zugehörigkeit von Alina fragten. Einmal mehr waren wir sehr beeindruckt von den riesigen Bäumen und der Natur. Übrigens haben wir noch gelernt, dass Sequoia und Redwoods nicht dieselben Bäume sind: in Yosemite findet man die riesigen Sequoias, welche sich durch ihren riesigen Umfang auszeichnen, die küstennahen Redwoods, welche mehr Feuchtigkeit benötigen, sind etwas weniger dick, aber bekannt für ihre enorme Höhe.

Auf dem Weg zurück zum Auto wollten wir eigentlich einer Familie unseren Logenplatz vererben. Ein Rennwagen mit einem etwas arroganten, sportlichen Ehepaar stand schon etwas weiter vorne, also nach unserem Platz und wartete auf eine Gelegenheit. Sie versuchte mich anzuquatschen aber leider hatte ich gerade wieder einmal einen Hustenanfall und verstand ihr englisch eh nicht so gut. Von hinten kam das nächste Auto mit einer Familie, die uns einen bedeutend sympatischeren Eindruck machte und auch unseren Vorstellungen näher kam. Wir vermachten ihnen den Platz und handelten uns für unser Verhalten natürlich eine mächtige Schelte von der aufgetackelten Dame ein. Bevor wir ein letztes Mal über die Golden Gate Bridge kamen, fuhren wir nochmals die Marine Headlines hoch, allerdings war der Himmel und auch die Brücke ziemlich wolkenverhangen, so dass sich ein Stopp und insbesondere ein weiteres Foto nicht lohnte. Auf Wunsch von Alina kurvte Hajo nochmals die Lombard Street hinunter und kurz bevor wir definitiv den Flughafen ansteuerten versuchte ich noch mein Glück in Chinatown. Hier gibt es nämlich die bekannten Fortune Cookies (Glückskekse). Ein Glückskeks ist ein knuspriges Süßgebäck, in dessen Innerem sich ein Papierstreifen mit einem Sinnspruch oder auch einer Zukunftsdeutung befindet. Vor 13 Jahren hatten wir etwas mehr Zeit und beim schlendern durch Chinatown waren wir in der Bäckerei gelandet, wo sie frisch zubereitet werden. Hajo liess mich aussteigen und kurvte in der Zwischenzeit um die Häuser, bis ich wieder zurück war. Ob ich die Bäckerei auf die Schnelle finden würde? Ich fragte in mehreren Läden, zwischen getrocknetem Fisch, Nüssli, wurzeln und irgendwelchen Kräutern und Pülverli als Heilmittel, wobei die meisten Chinesen mich kaum zu verstehen schienen und einige anscheinend nicht ganz begriffen, nach was ich suchte. Das erste Mal wurde ich zwei Häuserblöcke weiter geschickt, danach die Strasse runter. In einer Seitengasse sah ich eine Gruppe Touristen. Ich hoffte, den Führer rasch nach dem Weg fragen zu können, doch der war so mit reden beschäftigt, dass ich ihn unmöglich stören konnte. Aber irgendwas musste in dieser Strasse sein, dass hier Touristen sich aufhielten. Im nächsten kleinen Laden fragte ich nochmals Fortune Cookies, wobei sie auf ein paar kleine Säckli am Eingang zeigte. Ich borte noch etwas genauer nach und fragte nach der Bäckerei worauf sie mich um die Ecke in die vorhin erwähnte Gasse schickte. Ich sagte mir, dass diese Strasse mein letzter Versuch sei, ansonsten würde ich schleunigst mit ein paar kleinen Säckli aus dem Laden zum Auto zurücksuchen um die anderen nicht zu lange warten zu lassen. Tatsächlich sah ich weiter vorne in der Strasse das kleine Schild der Bäckerei. Ich huschte hinein, knipste rasch ein Foto (bevor ich sah, dass sie dafür auch einen Batzen wollten), packte mir von den abgepackten Cookies, bezahlte und war dann auch schon wieder weg. Ich rannte durch die Strassen zurück an unseren vereinbarten Ort. Weit und breit war kein weisser Mietwagen zu sehen. Ich hoffte schwer, dass meine Familie wieder an diesen Punkt zurückkommen würde und nicht auf der Suche nach mir war oder gar davon ausging, dass ich den Weg zurück nicht hätte finden können.

Trotz leichter Panik (die Zeit war auch schon etwas fortgeschritten) versuchte ich ruhig zu bleiben, zu warten und weiter Ausschau nach meinen Liebsten zu haben. Wie erleichtert war ich, als wenigstens mal ein solches Gefährt (die Insassen konnte ich noch nicht erkennen) angefahren kam und dann tatsächlich auch noch meine Familie darin sass. Ich war stolz, hatte ich die Bäckerei doch noch gefunden und die drei teilten die Freude mit mir.

Bei mässigem Verkehr erreichten wir kurz später die Autovermietung am Flughafen, wo wir unser Gefährt zurückgeben mussten. Für ein Gepäckwägeli zu fünf Dollar waren wir dann doch zu geizig und so mussten wir all unsere Künste anwenden, um vier grosse Koffern bzw. Taschen, zwei kleine Handgepäckkoffer, einen Rucksack, eine Rückentrage, einen Buggy mit Flurin und ein paar Einkaufstüten zum Zug und in den Flughafen zu manövrieren. Alina half uns sehr dabei, indem an einer Ecke auf das Gepäck aufpasste, während wir den Rest nachholten oder ein Handgepäckköfferli durch Türen, Lifte, Zug und Gänge schob. Endlich in der Nähe der Gepäckaufgabe am Flughafen angekommen (beim aussteigen aus dem Zug waren wir auf ein verlassenes Gepäckwägeli gestossen, welches wir uns natürlich gleich unter den Nagel rissen, was unser Transport etwas erleichterte) mussten wir noch auf die Öffnung der Schalter warten. An einer menschenleeren Aufgabestelle hievten wir unser Gepäck auf die Waage um eine vage Vorstellung vom Gewicht unseres Bagages zu bekommen. Wir waren erstaunlich nahe an den 23 kg pro Gepäckstück, einmal hatten wir 200g, einmal 2,5 kg zu viel drinn, dafür in den anderen beiden Gepäckstücken weniger wie 20 kg. In einer mit Spannteppich ausgelegten Sitzecke, passend für ein wenig Auslauf für Flurin, räumten wir noch etwas um so dass wir am Schluss bei der Aufgabe nur noch bei einem Koffer 100g darüber lagen (aber gesamthaft nicht über das Maximum kamen). Zum Glück waren wir an diesem Schalter gelandet, denn die Angestellte nebenan nahm alles sehr genau und mit unserem etwas zu schweren Gepäckstück von 11 kg (inkl. Laptop und Fotoapparaten) hätte sie wohl für Stunk gesorgt (obwohl wir wahrscheinlich noch ein Handgepäck zu gute gehabt hätten). Wir waren erleichtert, als wir die grosse Ware los waren und sie uns mit den Boarding-Passes verabschiedete. Nun blieb uns noch etwas Zeit bis zum Abflug. Hajo war plötzlich eingefallen, dass wir den Zweitschlüssel des Autos vom Bund (was da wohl der Sinn dahinter war?) weggenommen und in unserer Mappe mit den Papieren deponiert hatten. Mit dem Zug machte sich Hajo mit Alina auf zur Autovermietung, um diesen zurückzubringen, während Flurin es genoss, auf dem Teppich noch etwas herumzukrabbeln. Wieder zurück gönnten wir uns einen letzten kleinen Imbiss auf amerikanischem Boden, bevor wir uns durch die ganzen Kontrollen zum Flugzeug kämpften. Sehr früh, wir waren eigentlich gar noch nicht umgezogen, wurden wir schon zum Pre-Boarding gerufen und es blieb auch für ein letztes Foto keine Zeit mehr. Im Flugzeug hatten wir keinen Fensterplatz, dafür eine Viererreihe in der Mitte für die ganze Familie im vorderen Teil des Flugzeuges. Fast überpünktlich rollte der Pilot mit seiner Crew zur Startbahn und kurz darauf waren wir bereits in der Luft (obwohl die Maschine anfänglich gar nicht richtig an Höhe gewinnen wollte). Über die Airshow konnten wir unseren Weg verfolgen, der über Sacramento und Lake Tahoe weiter nach Osten führte. Flurin war rasch eingenickt und verschlief sogar den anschliessend servierten Znacht. Alina war zwar müde, konnte aber nur kurze Zeit schlafen. Ich schaffte es nur, die Augen zu schliessen, aber wirklich Ruhe fand ich in dieser kurzen Nacht keine.

San Francisco Empfang in Zürich