Unsere Kinder sind schon grosse Fans der Golden Gate Bridge geworden und so waren sie happy, als wir – zwar bei Nebel – über die patentiert Golden Gate rot gefärbte Brücke fuhren. Auch die Lombard Street hatte es insbesondere Alina angetan, so dass wir auf dem Weg nach Downtown diese nochmals abfuhren. Wir parkierten in der Nähe der Market Street beim Moscone Centre, diese Adresse hatte uns der Herr im Motel empfohlen.
Unser Plan war, mit dem Cable Car zum Fisherman’s Wharf zu fahren, dies musste aber hart verdient werden. In einer riesigen Warteschlange – die Amerikaner hatten es nicht sehr eilig mit dem Wenden und dem abfertigen der Wagen - mussten wir wohl etwa 1 1/2 Stunden anstehen, bis wir einen Platz auf dem alten Gefährt ergattern konnten.
Erst kurz vor dem Einsteigen stellten wir fest, dass wir vorgängig ein Ticket in der Seitenstrasse organisieren sollten, um einer Busse zu entgehen und dafür mussten wir einige hinter uns wartende Touristen an uns vorbeiziehen lassen. Ich und die Kinder erhielten eine Sitzgelegenheit auf der Seitenbank draussen, Hajo hängte sich stehend an die Seitenstangen. Rumpelnd und mit ruckartigen Bremsmanövern kämpfte sich die Holzkarosse die Hügel von San Francisco hoch und runter und nach einigen starken Kurven erreichten wir schliesslich den Fisherman’s Wharf.
Die Wartezeit hatte auch unsere Mägen hungern lassen und so gingen wir gleich in einem Restaurant etwas essen bevor wir am Pier 39 nach den Seelöwen Ausschau hielten. Die meisten Flosse waren leer, denn die meisten Seelöwen ziehen um diese Jahreszeit zum Gebären ihrer Jungen in den Süden und auf kleine Steininseln. Ein paar wenige, hauptsächlich Männchen und Jugendliche, hielten am Pier die Stange und lagen kreuz und quer faul auf einem und demselben Floss herum. Nur ein „Bluffer“ präsentierte sich in seiner ganzen Grösse auf einem separaten Floss und ein anderes Kaliber, es schien leicht verletzt zu sein, bevorzugte einen eigenen Platz abseits der Gruppe.
Zurück beim Cable Car sollte es uns nicht anders gehen als am Morgen, auch hier mussten wir wieder lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Ich hatte das Privileg, mit Flurin auf einem Bänkli zu warten, auf dem er sich kräftig austobte und das herumkrabbeln und aufstehen genoss, während Hajo in der Schlange den Platz hielt.
Endlich im Cable Car – dieses Mal konnten alle draussen auf der Bank Platz nehmen, Alina gar an forderster Front - dauerte die Fahrt allerdings nur bis zum übernächsten Häuserblock, dann kam das Gefährt zu einem abrupten Stopp. Das Seil, an welchem die Cable Cars durch die Stadt gezogen werden, stand still. Wir mussten abwarten, bis irgendwann die Cables wieder in Bewegung waren. Aber auch dann blieben wir stehen, denn unser Wagen konnte nun nicht mehr anfahren und wir mussten Hilfe von einem Lastwagen mit Pflug abwarten, der uns wieder anschieben musste. Die Fahrt (und die Warterei) zog sich dahin, auch ein Fahrerwechsel wurde in aller Ruhe noch vorgenommen, und mittlerweile taten uns nicht nur die Beine sondern auch der Allerwerteste weh. Wir waren richtig erleichtert, als wir endlich wieder an der Market Street ankamen. Wir begaben uns noch auf eine kurze Shoppingtour in den umliegenden Läden, wobei insbesondere Alina für Aufregung beim Sicherheitspersonal sorgte. Hajo hatte im zweiten Obergeschoss eine Shorts gefunden, eine Kasse gab es allerdings auf dem Stockwerk nicht. Da Buggys auf der Rolltreppe nicht erlaubt sind, fuhr ich mit Flurin im Lift ins Parterre um dort auf Hajo und Alina zu warten. Hajo hatte im ersten Stock eine Kasse gefunden und stellte sich hinten an. Um uns über ihren Verbleib zu informieren schickte er Alina die Rolltreppe hinunter, um gleich danach wieder zu ihm zurück zu kehren, falls sie uns nicht finden sollte, damit sie nicht alleine herumstehe. Das Sicherheitspersonal hatte allerdings Alina gleich entdeckt und begann wild mit anderen Beschäftigten im Haus hin und her zu funken. Schnell hatte ich verstanden, dass die Unruhe mit Alina zu tun hatte. Während ich dem Herr erklärte, dass dies meine Tochter sei, rief Alina mir kurz zu, dass Papa im 1. Stock an der Kasse bezahle, anschliessend runter komme und sie nun wieder zu ihm zurück müsse. Schon war sie wieder auf der Rolltreppe nach oben. Ich versuchte den Mann zu beruhigen und sagte ihm, dass Hajo oben bezahle (worauf der wieder meinte, hier unten hätte es auch Kassen), Alina mich nur hier unten über ihren Verbleib informierte und dass sie wie mit Papa vereinbart wieder zu ihm hoch müsse und genau wisse, wo sie ihn fände. Mittlerweile kam Hajo mit Alina und dem zweiten Mann, sogar einem Uniformierten, die Rolltreppe hinunter und wir versuchten die aufgebrachten Männer wieder zu besänftigen. Nachdem wir ein weiteres Mal klar gestellt hatten, dass Alina unsere gemeinsame Tochter sei, sie uns kenne und alles richtig gemacht habe, beruhigten sich ihre Gemüter und sie liessen uns ziehen. Wir machten uns schnell aus dem Staub und begaben uns zurück ins nahe gelegene Parkhaus. Den Weg zurück fuhren wir über mehrere Stadt-Hügel und anschliessend via die Golden Gate Bridge (das einzige Mal, dass wir die Brücke von dieser Seite her befahren würden).
Alina hat allerdings die Fahrt verpasst, sie ist vorher eingeschlafen und wir wollten sie nicht wecken. Nachdem die Kinder in ihren Betten waren machten wir uns noch an die schwierigste und ungeliebteste Arbeit, das einpacken. Es fällt uns sehr schwer, Abschied zu nehmen, denn wir haben eine wunderbare Zeit zusammen verbracht, tolle Erlebnisse gehabt, beeindruckende Orte besuchen dürfen, liebe Freunde wiedersehen und könnten uns noch viele weitere Wochen hier auf Reisen vorstellen. Es bleibt uns, auf eine erholsame Nacht zu hoffen, denn diese wird bei weitem bequemer und wohl länger wie die nächste.