Heute Morgen wollte niemand so richtig vorwärts machen. Das aufräumen und packen fiel so schwer, denn wir mussten weiter Richtung San Francisco. Marlo, welche einen Arzttermin hatte, musste beizeiten das Haus verlassen. Es war für alle ein sehr emotionaler Abschied von Marlo, Phoebe und Gabriel. Unsere Kinder drückten Marlo und Phoebe mehrmals kräftig, verteilten Küsse, auch Gabriel sollte eine Portion abbekommen.

Unter Tränen umarmten wir uns und es tat weh zu wissen, dass wir uns länger nicht werden sehen können. Nachdem sie mit dem Auto fortgefahren waren, packten wir die letzten Sachen ins Auto und deponierten für Gabriel einen Batzen, denn er hatte uns grosszügigerweise sein ganzes Zimmer überlassen. Ein letztes Mal fuhren wir durch Auburn und stoppten nochmals bei der Arztpraxis, da uns für heute die benötigte Rechnungskopie versprochen wurde. Die anwesende Arztgehilfin meinte, sie könne nur eine Kopie der Kreditkartentransaktion geben, sie könne Hajo aber telefonisch mit der Rechnungsabteilung verbinden. Dies nützt uns aber herzlich wenig, denn wir benötigen Papiere. Um sicherzustellen, dass die Papiere per Post ankommen (wir glauben allerdings nicht daran) überprüfte Hajo die Adresse noch einmal und ergänzte diese um die Landesangabe. Wehmütig verliessen wir Auburn und Umgebung auf dem Interstate 80 und fuhren via Sacramento nach Vallejo in der Bay Area. Wir fuhren an mehreren Baustellen vorbei. Allerdings waren die Fahrspuren oft abgetrennt, ohne dass irgendwelche Baumaschinen oder Arbeiter zu sehen waren. Überhaupt hatten wir das Gefühl, dass seit unserem letzten Besuch nicht viel gegangen ist und die Strassen teilweise in einem schlechten Zustand sind. Hajo hat mal gelesen, dass in den USA die Brücken in einem bedenklichen Zustand seien und eigentlich jede dritte gesperrt werden müsste. Ob das unter anderem daran liegt, dass der Staat Kalifornien fast Pleite ist? In der Nähe von Vallejo fuhren wir auf dem Highway 101 Richtung San Rafael, wo wir nach einer Unterkunft Ausschau hielten. In Mill Valley, ein paar Hügel von der Golden Gate Bridge entfernt, landeten wir schliesslich im gleichen Motel (Americas Best Value Inn) wie damals vor 13 Jahren, als ich nach San Francisco kam. Wir luden unsere Fracht aus und zogen etwas Wärmeres über, denn hier in der Bay Area war es nur knapp über 20 Grad Celsius und von den letzten Tagen waren wir deutlich höhere Temperaturen gewöhnt. Kurz darauf brachen wir aber gleich wieder auf und fuhren als Erstes in die Marine Headlines – Thanks Curt for this advice, we don’t know why we didn’t came here last time, it’s such a nice place with a great view – ein paar Hügel direkt oberhalb der Golden Gate Bridge mit wunderbarem Ausblick auf die Brücke und die Bay.

Danach fuhren wir mit dem Auto über die Golden Gate Bridge ins Zentrum von San Francisco, die steilen Hügel hoch zur bekannten Lombard Street. Man konnte sie nicht verfehlen, denn es wimmelte von Touristen, welche die Strassen blockierten, um den besten Winkel für Fotos zu finden. Mehrmals musste Hajo die engen Kurven runter fahren, einmal, um selber herunter zu fahren, ein anderes Mal, um von oben und unten die Fahrt unserer Karosse festzuhalten.

Ich hatte mir gewünscht, wie damals eine Runde über die drei Brücken Golden Gate, Bay und Richmond Bridge rund um die Bay zu fahren, dies wollten wir an diesem Abend gleich noch angehen. Wir fuhren durch das Zentrum an der hohen Pyramide vorbei, kamen allerdings dabei leider deftig in den Feierabendverkehr und wir brauchten viel Geduld, um vorwärts zu kommen. In der Bay Bridge führte der Verkehr erst im unteren Stock der zweistöckigen Brücke durch bis zur Treasure Island und dann für beide Spuren über die neue Brücke nach Oakland. Daneben standen noch Reste der alten Brücke, über die wir letztes Mal gefahren waren, ein Teil davon war bereits abgerissen worden.

Daneben war der grosse Hafen zu sehen, wo Containerschiffe ihre Fracht auf- und entluden. Im Gewirr von Strassen, Brücken und Autos suchten wir uns den Weg weiter via Berkley bis zur Richmond Bridge, wo wir das obere Deck befahren durften. An San Quentin vorbei, welches sich aufgrund des berühmt berüchtigten Frauengefängnisses einen Namen gemacht hatte kamen wir wieder zurück nach San Rafael. In der Nähe unseres Motels genossen wir noch einen wohlverdienten Znacht. Bevor wir allerdings in unsere Unterkunft zurückkehrten, machten wir nochmals einen Abstecher in die Marine Headlines. Bei aufkommendem Nebel und starkem Wind – die Autotür wurde gleich weit aufgerissen – kämpften wir uns auf einem Fussweg am untersten Parkplatz nahe der Golden Gate Bridge zum Aussichtspunkt.

Die Brücke ist einfach von jedem Blickwinkel beeindruckend schön! Wieder beim Auto – Alinas Füsse waren wieder mal mit einer dicken roten Staubschicht eingedeckt – fuhren wir die Hügel der Marine Headlines hoch, der Küstenstrasse entlang Richtung Leuchtturm und offenes Meer. Hier gab es viel Natur und kaum Häuser, man würde nicht erwarten, dass ganz in der Nähe das Leben in einer Grossstadt pulsiert. Nachdem die Ampel endlich freie Fahrt durch den einspurigen Tunnel anzeigte, erreichten wir wieder die Auffahrt zur Golden Gate Bridge. Zurück in unserem Motel steckten wir unsere müden Kinder ins Bett und widmeten uns der Herkules-Aufgabe packen, bevor wir uns auch hinlegten.

Abschied aus Auburn San Francisco