Immerhin, kurz nach sieben schafften wir es heute aus den Federn. Die Sonne schien bereits und es ist wohl eines der ersten Male auf unserer Reise, dass wir besseres Wetter haben als ihr! Wir genossen ein kleines Frühstück bei der Rezeption, vor allem die Pancake-Maschine, welche aus dem fertigen Teig gleich die Pancakes brötelte und am Schluss auf den Teller ausspuckte, beeindruckte.

Kurz nach 9 Uhr waren wir unterwegs, eine lange Etappe lag vor uns. Wir dachten, den Stau hätten wir in Los Angeles Stau hinter uns gelassen, doch bereits um Santa Barbara herrschte wieder stop and go. Die Landschaft in dieser Gegend war sehr sehr trocken, und trotzdem versuchten Bauern mit aufwändiger Bewässerung, den Feldern was abzukriegen. Unser Weg führte den Highway 1 dem Pazifik entlang. Die Strasse verlief teils sehr kurvig, manchmal verschwand sie in Canyons, stieg die Felsen hoch um danach wieder an den wilden Pazifik herunter zu stechen. Auf unserer Fahrt nach Norden kam immer mehr Nebel auf, welcher aus dem Meer die Felsen hoch stieg.

Die Vegetation profitiert, es wurde grüner und es hatte eine grössere Vielfalt an Pflanzen, bunten Blumen, Büschen und Bäumen. Es war für uns ein déjà-vu, vor 13 Jahren hatten wir die gleiche Strecke passiert. Und doch war es ganz anders, denn wir fuhren damals in der Gegenrichtung. Wie viel das ausmacht! Der Fokus dieses Mal geht automatisch mehr Richtung Landesinneres als zum Meer. Nach etwa zwei Drittel der Fahrt erreichten wir San Simeon, in dessen Hügeln sich das Hearst Castle, die ehemalige, pompöse Ferienresidenz von Mister Hearst befindet. Einige Zebras, vermutlich Nachfahren aus Hearsts Privatzoo weideten nahe der Strasse. In San Simeon hatten wir damals übernachtet, weil wir uns eine Führung durch das Castle nicht entgehen lassen wollten, die Tore aber schon geschlossen waren. Irgendwie reizte es uns, diesen schönen Ort nochmals zu besuchen, insbesondere den sensationellen Pool wieder zu sehen. Wir erkundigten uns beim Visitor Centre über die möglichen, nächsten Führungen. Dabei erlebten wir leider einmal mehr, wie kompliziert das Vorgehen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein kann und wie man gleich diskriminiert wird, wenn man nicht in eines der vorgegebenen Schemen passt. Da die Touren viele Treppen hoch und runter führen fragte Hajo: „Ist es möglich, einen Buggy mitzunehmen?“ - „Nein, der Buggy muss im Visitor Centre belassen und der Kleine an die Hand genommen werden.“ - „Flurin hat aber eine walking disability und kann nicht gehen.“ - „Demzufolge ist er im Rollstuhl und für Rollstuhlgänger gibt es erst um 16 Uhr eine Führung.“ - „Flurin ist in einem normalen Buggy, da er erst knapp drei Jahre alt ist.“ - „In diesem Falle kann man nicht auf die Behindertentour.“ - „Flurin kann aber nicht selber gehen.“ - „Dann gehen Sie an den Ticketschalter und sagen, Sie seien ein behinderter Erwachsener und ein behindertes Kind, vielleicht haben Sie dann Glück und Sie werden in 1 1/2 Stunden mit auf die Tour genommen.“ Ich glaube, wir hätten Chancen an einem amerikanischen Gerichtshof, Millionen wegen Diskriminierung einzuklagen (so könnten wir unsere Ferien locker noch etwas verlängern, Ideen hätten wir jedenfalls noch viele)! Da der Neptun-Pool eh geschlossen ist weil er renoviert wird und dies der hauptsächliche Beweggrund für eine Tour für uns war, brachen wir die Übung ab, verzichteten auf eine Führung und fuhren mit dem Auto weiter. Einige Meilen weiter machten wir einen Stopp an einem Lookout.

Hier konnten wir Seeelefanten beobachten, welche am Strand sind, um ihr Fell zu wechseln. Die meisten Tiere lagen allerdings nur faul herum. Kurze Zeit später führte der Highway 1 vom Strand weg die steilen Klippen hoch. Je weiter wir fuhren, je mehr kamen wir in den Nebel. Ein paar Mal hielten wir an, um vielleicht doch noch ein schönes Foto von der Pazifikküste mitzunehmen. Bei den hohen Brücken lohnte sich ein Halt gar nicht, denn diese waren im dichten Nebel verschwunden. Beim eindunkeln erreichten wir Pebble Beach und bogen zum 17-Mile-Drive ab. Viel zu sehen gab es hier leider infolge des Nebels auch nicht. Ein paar Rehe grasten auf dem Golfplatz und die Lone Cypress wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.

Nach einer laaangen, laaangen Fahrt hatten wir nun nur noch den Wunsch, ins Motel zu kommen. Ein netter Chinese an einer Tankstelle wies uns den Weg, so dass wir gegen 20 Uhr unsere Unterkunft gefunden hatten. Nach einem kurzen Znacht auf der anderen Strassenseite hatten alle nur noch ein Bedürfnis, nämlich ins Bett zu kommen. Da Flurin kein Babybettchen mehr erhielt wünschte sich Alina, bei Papa im Bett schlafen zu dürfen. Flurin war sofort einverstanden mit „Mami Dett“, schliesslich hatte er im Wohnmobil gerne mit mir das Nachtlager geteilt. Alle zufrieden, was will man mehr?

Los Angeles Monterey Aquarium