Heute Morgen mussten wir beizeiten los, denn wir hatten um 9 Uhr die Fähre in Swartz Bay nach Vancouver Tsawassen gebucht. Zum letzten Mal toastete ich die paar letzten Bagles, die uns noch blieben und am Ufer konnte ich vier Waschbären beobachten. Schon vor dem ersten Wasserflugzeug waren wir on the road.
Auf den Strassen war noch nicht viel Betrieb und grosse Anzeigetafeln am Highway informierten darüber, dass sämtliche Fähren pünktlich unterwegs sind und unsere erst zu 50% ausgebucht. Vor dem einschiffen blieb uns gerade noch Zeit, den Kindern ihre Morgenmilch zuzubereiten und Flurin, der noch im Pyjama mitfuhr, tagbereit zu machen.
Da der Einweiser zwar wild aber unverständlich mit den Armen herumfuchtelte, und trotz aller Bemühungen eine Interpretation seiner Bewegungen nicht möglich war, blockierten wir am Schluss zwei Spuren auf der Fähre, was ihm nur ein Kopfschütteln entlockte. Nanu, die Fähre war eh nicht voll besetzt und dieses Mal hatten wir wenigstens zum ein- und aussteigen Platz genug. Wir begaben uns bei Sonnenschein aufs Aussendeck und konnten die Abfertigung unseres Schiffes und das ablegen der Fähre mitverfolgen. Wir erlebten eine interessante Fahrt zwischen mehreren Inseln hindurch, unter anderem durch Active Pass, einer Meerenge zwischen Galiano Island und Mayne Island, zwei Golfinseln.
Mehrere Fähren kreuzten uns und grüssten laut. Eine Meeresbiologin führte eine Infoveranstaltung auf dem Deck durch und erzählte über die Fauna an Land und im Wasser von British Columbia.
In Vancouver ging das entladen zügig voran, wir hatten auch den Vorteil, dass wir auf unserem untersten Deck von den ersten waren (wir mussten ja auch die Spuren freigeben), die von der Fähre fahren konnten. Da wir mehr Gepäck als zur Verfügung stehende Hände haben entschieden wir uns, zuerst nach Downtown Vancouver zu unserem Hotel zu fahren, um unsere Waren bereits zu deponieren und danach das Motorhome zurückzugeben. Die Fahrt gestaltete sich ziemlich mühsam, die Verkehrsteilnehmer fuhren aggressiver, die Spuren waren enger, das Verkehrsaufkommen grösser und die Ampeln zahlreicher (und oft nicht gerade aufeinander abgestimmt). Ich staunte nur über den Mut und die Ruhe von Hajo, in diesem Chaos herumzukurven. Auch für mich als Beifahrer und Lotse war es sehr anstrengend, rechtzeitig die richtige Abzweigung zu erkennen und mitzuteilen. Schliesslich schafften wir es kurz vor Mittag zu unserem Hotel. Unser Zimmer war noch nicht bereit, wir konnten aber unser gesamtes Gepäck deponieren. Danach machten wir uns auf den Weg, die in einer Vorstadt (in der Pampa) befindliche Abgabestelle für unser Wohnmobil zu suchen. Wir mussten das Fahrzeug zwischen zwei und drei Uhr abgeben, schienen also zeitlich gut dran zu sein. In der Road Street in Richmond irrten wir umher auf der Suche nach der angegebenen Hausnummer, wobei Hajo mehrfach unser Gefährt auf irgend einem Gelände wenden musste, weil wir in Sackgassen endeten und auf Umwegen die Fortsetzung der Strasse suchen mussten. Auch ein Busfahrer konnte uns bei der Suche nicht weiterhelfen. Leider stellte sich irgendwann ein Hydrant in den Weg und unser Fahrzeug kam abrupt zum Stillstand, die Stossstange war somit dahin. Die Fluchwörter müssen hier zensiert werden… Bei einer erneuten Sucheingabe der gesamten Adresse musste Hajo feststellen, dass es auch noch in einer anderen Vorstadt eine Road Street gab und wir nach Delta mussten (auf unserer bisherigen Reise reichte es jeweils, den Ort einzugeben, um richtig zu fahren)! Keine Zitate von Fluchwörtern… In der Zwischenzeit hatte es auch noch aus allen Kübeln zu regnen begonnen, passend zu unserer Stimmung. Wenigstens waren unsere Kinder noch vergnügt und vertrieben sich die Zeit mit ihrer Phantasiefigur „Bebelala“ oder anderen Spässchen. Unsere Irrfahrt ging zwischenzeitlich weiter und alles schien heute gegen uns zu sein. Wir mussten feststellen dass es beispielsweise von Vorteil ist wenn man weiss, in welcher Himmelsrichtung man eine Strasse bei einer Verzweigung benützen möchte, um die richtige Ausfahrt aus der Autobahn zu erwischen. Wir fuhren natürlich falsch, so dass wir mit einem grossen Umweg wieder auf die Autobahn zurückfinden mussten. Hilfreich ist auch, wenn man die richtige Spur nimmt (dieses Mal traf den Beifahrer keine Schuld), ansonsten muss ebenfalls eine Ehrenrunde gedreht werden.
Schliesslich kamen wir in den Genuss, über eine grosse Brücke zu fahren und kamen somit endlich in die richtige Vorstadt. Endlich die verflixte Road Street erreicht fuhren wir – wie hätte es anders sein können - zuerst in die falsche Richtung. Mittlerweile war unser Tank auch nicht mehr so voll wie es für die Abgabe erwartet wurde, also mussten wir noch einen Zusatzstopp an einer Tankstelle einlegen. Auch dieses Mal ging die Odyssee in der verflixten Road Street von vorne los mit Verzweigungen, die falsch waren, Einfahrten, die an einem Tor, in einer Sackgasse oder auf einem Parkplatz endeten oder Unterbrüchen in der Strassenführung. Ausbeute unserer diversen Wendemanöver dieses Mal: Scherbenhaufen durch herunterfallendes Geschirr (zum Glück ging nur ein Schälchen in Brüche). Keine Zitate… Wenige Minuten vor drei (zur Erinnerung: zwischen zwei und drei Uhr mussten wir das Gefährt abgeben und um die Mittagszeit fuhren wir beim Hotel in Downtown weg), also nach drei Stunden und fast 100 (statt ca. 25-30) km Irrfahrt erreichten wir nudelfertig unseren Mobilehome-Anbieter. Sofort war ein Mitarbeiter zur Stelle, der unser Gefährt überprüfte und entgegen nahm. Natürlich entdeckte er gleich die havarierte Stossstange, welche von einem Mechaniker geschätzt und anschliessend verrechnet werden musste. Ein deftiger Betrag stand schnell auf unserer Rechnung (zum Vergleich: für die Umstände von einer schlaflosen Nacht, einem verlorenen Tag, vielen Kilometern und Nerven und 0 Hilfe bei den Problemen in Banff mit der Alarmanlage erhielten wir nur ein knappes Entschuldigung) und nach mühsamer Wartezeit bei strömendem Regen und beglichener Rechnung wurden wir mit einem Shuttle zum Skytram in der Nähe des Flughafens gefahren. Dort nahmen wir den Zug bis zur Waterfront im Zentrum von Vancouver. Wie schnell wir nur mit dem Skytram vorwärts kamen und wie günstig! Um wenigstens noch etwas in Vancouver zu unternehmen und von unserer Liste abzuhaken fuhren wir mit dem Lift zum Vancouver Lookout hoch, dem Aussichtsturm der Stadt. Von hoch oben konnten wir zwei Kreuzfahrtschiffe unter uns beobachten, die gerade im Begriff waren, loszufahren.
Eine Lokomotive rangierte im nahen Bahnhof, etwas, was Flurin sehr interessierte. Und natürlich die Wasserflugzeuge, die auf dem Meeresarm starteten und landeten. Gleich um die Ecke konsumierten wir in einem kleinen Restaurant einen Znacht, bevor wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machten. Zum Glück war das Wetter wieder etwas angenehmer und wir liefen zum Canada Place, wo die grossen Kreuzfahrtschiffe anlegen und von dort dem Ufer entlang zu unserem Hotel. Dort angelangt erhielten wir unser Zimmer im 14. Stock im Turm des Gebäudekomplexes mit seitlichem Blick auf den Stanleypark und einen Bootshafen mit vielen kleinen Schiffen. Nach einer erholsamen, verdienten Dusche besprachen wir noch den Folgetag und legten uns nur noch ins Bett.