Erst heute Morgen, aber nicht unerwartet, klopften wieder Regentropfen auf unser Dach. Die Flughafenbetreiber waren gnädig und das erste Wasserflugzeug brauste erst kurz nach sieben Uhr vorbei. Kurze Zeit später – es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen – standen wir auf. Dass es nass geworden war merkten wir auch hier drinnen, denn wir hatten gestern Abend vergessen, das Dachfenster zu schliessen.

Die Cornflakes nahmen wir mit auf die Aussichtsbank und beobachteten von dort ein paar Otter, welche unterhalb des Campings vorbeischwammen. Ein Seeadler machte sich auf der anderen Seite des Kanals über eine gefangene Beute her.

Die Anlegestellen der Kreuzfahrtschiffe waren verlassen, an den Geräuschen gestern Abend vermutete ich, dass sie um Mitternacht wieder losgefahren waren. Wir konnten einige Wasserflugzeuge beobachten, wie sie starteten oder landeten. Alina flehte Papi an, ob wir nicht mit dem Wasserflugzeug fliegen gehen könnten. Es müsse ja nur einmal sein! Etwas später fuhren wir bei trübem, grauem Wetter mit dem Wohnmobil los. Unsere Tour führte uns zuerst in die Innenstadt um den Inner Harbour, vorbei an den verschiedenen Ferry-Terminals der Fähren nach Port Angeles und Seattle in den USA zum Ogden Point mit zur Zeit leeren Cruise Ship Terminals, hinauf zum Beacon Hill Park mit der Mile 0 und der Therry Fox Memorial Statue. Wir folgten dem Scenic Marine Drive über Oak Bay zur Saanich Peninsula. Auf dieser Fahrt haben wir ein paar vornehme Vororte von Victoria mit zum Teil eindrücklichen, grosszügigen Villen und Gärten gesehen. Es hat aber zwischendurch noch ein paar freie Plätze… Nach ein paar Kilometern drehten wir ab und fuhren Richtung Stadtzentrum zurück. Irgendwie entwickelte sich - auch bei uns - immer mehr der Wunsch und die verrückte Idee, selber auf einen Rundflug mit einem Wasserflugzeug zu gehen. Um dies zu verwirklichen hielten wir bei den Seaplane Terminals an. Hajo erkundigte sich nach den Flügen und kam mit einer Reservation von vier Plätzen auf dem 20-minütigen 13:45 Uhr Rundflug zurück. Alina jauchzte und hüpfte vor Freude als wir ihr vom Nachmittagsprogramm erzählten. Wir fuhren zum Campingplatz zurück, packten noch einen Koffer und suchten alle sieben Sachen zusammen, um an unsere Premiere zu gehen. Auf dem Weg beobachteten wir zwischen den Hausbooten zwei Otter, die sich auf einer schmalen Terrasse ausruhten. Da das Wassertaxi lange auf sich warten liess, bestellten wir ein normales Taxi in die Stadt, denn viel Zeit blieb uns nicht mehr, Boarding-Time war bereits um 13:15 Uhr und es war kurz vor eins. Ob wir schliesslich wirklich schneller waren mit dem Autotaxi können wir nicht beurteilen, denn wir mussten noch länger vor der Ziehbrücke warten, die für einen Frachttransport geöffnet worden war (der Taxifahrer verdiente auch ab dieser Pause…). Wir schafften es jedoch noch rechtzeitig zum Terminal, wir wurden ja gleich vor der Türe abgeladen. Nachdem wir unsere Tickets bezahlt und die Boarding-Passes erhalten hatten, mussten wir in der Wartehalle auf den Aufruf unseres Rundfluges warten. In der Zwischenzeit regnete es draussen in Strömen. Es herrschte ein Kommen und Gehen, verschiedene Flugzeuge starteten und landeten abwechslungsweise. Irgendwann war es soweit und wir durften unserem Piloten direkt zum Flugzeug folgen.

Der Pilot persönlich platzierte Flurin auf seinem Sitzplatz am Fenster. Die Maschine war bis auf den letzten Platz besetzt (12 Passagiere, Pilot- und Copilotsitz), d.h. ein Passagier nahm auf dem Copiloten-Sitz Platz. Nach ein paar Safety-Instruktionen auf dem Piloten-IPad startete der Pilot die Motoren und unser Flugzeug drehte sich vom Steg weg Richtung offenes Meer. Langsam tuckerten wir in Richtung Hafenausfahrt von wo wir mit Vollgas nach kurzer Zeit fast unbemerkt vom Wasser abhoben. Trotz des schlechten Wetters hatten wir eine überraschend gute Sicht. Alina genoss es und klebte aufmerksam mit der Nase am Fenster. Eine so gute Aussicht aus dem Flugzeug hatte sie noch nie. Flurin hielt primär nach Bussen, Autos und Autobahnen Ausschau.

Zuerst überflogen wir ein soeben ankommendes Kreuzfahrtschiff, flogen die Küste hoch über den Fisgard Lighthouse über teils bewaldetes, teils bewohntes Gebiet zum Saanich Inlet (ein Meeresarm) an den Butchart Gardens vorbei, wo wir in einer Schlaufe den Rückflug antraten. Wir überquerten die Stadt Victoria und flogen vor der Hafeneinfahrt – und über unserem Campingplatz - nochmals eine Schlaufe, um Höhe zu verlieren, bevor wir auch schon wieder – unerwartet sanft - auf dem Wasser aufsetzten.

Insgesamt hat der Pilot wohl eine ziemlich grosszügige Runde mit uns gedreht, denn er hat die 20 Minuten überzogen (was uns ja nur Recht sein konnte).

Alina war so begeistert von dem Flug dass sie gleich noch eine weitere Runde drehen wollte. Am Steg kletterten wir wieder das steile Treppchen aus der Maschine und knipsten natürlich – bei nun trockenem Wetter – noch ein paar Erinnerungsfotos.

Wieder im Besitze von Flurins Buggy, den wir am Terminal deponiert hatten, gingen wir um den Inner Harbour dem David Foster Way (der Inner Harbour Walking Route) entlang bis zum Fisherman’s Wharf um die Floating Homes zu betrachten, etwas zu essen und mit dem Wassertaxi wieder an den Campingplatz zurückzukehren. Am Fisherman’s Wharf waren einige Touristen damit beschäftigt, kleine Fische ins Wasser zu halten um Seehunde (Seals) anzulocken. An verschiedenen Ständen wurden hier unterschiedliche kulinarische Köstlichkeiten angeboten. Nachdem wir uns einen späten Zmittag (oder frühen Znacht) gegönnt hatten, schlenderten wir die Stege entlang und bewunderten die hübschen, kreativen und bunten Hausboote.

Eine grosse blitz-blank weisse Jacht legte gerade vom Steg ab, nachdem sie ihre Abwassertanks an der Dumpingstelle geleert hatte. Zurück an der H2O-Taxi Anlegestelle konnten wir gerade noch den Kapitän mit dem leeren Boot zurückpfeifen, der uns über grosse Wellen zurück zum Campingplatz fuhr. Übrigens erfuhren wir, dass die Wassertaxis alle bis auf eine Person von Rentnern gefahren werden. Im Rhythmus von 4 Tage Arbeit, 3 Tage frei sind diese im Einsatz. Zurück an unserem Campingplatz setzten wir uns nochmals auf die freie Aussichtsbank und beobachteten das Treiben im Hafen. Zwei Seeadler hielten in einem Baum auf der anderen Seite des Kanals Ausschau nach Beute. Eine grössere durchmischte Schar Kanadagänse wackelte vom Campingplatz zum Wasser. Zwei Katamaran-Fähren der Clipper Navigation kreuzten sich in der Hafenausfahrt. Zwischendurch schafften es einige Sonnenstrahlen, die dichten Wolken zu durchbrechen. Wir waren froh, dass wir nicht 90% des Tages Regen hatten (Wettervorhersage: Rain, showers 90%). Unsere Kinder waren von dem erlebnisreichen Tag so müde, dass sie sogar den Znacht verschliefen. Wir nutzten die Gelegenheit, unsere Sachen zusammenzupacken, aufzuräumen und das Wohnmobil für die Abgabe Morgen in Vancouver zu reinigen und vorzubereiten. Wie schnell man sich an etwas gewöhnt, komisch die Vorstellung, ab Morgen wieder ohne unser Gefährt unterwegs zu sein. Wir werden die Nacht nochmals geniessen (und uns Morgen auf eine Dusche im Hotelzimmer freuen).

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