Campingplatz im dichten Wald oder am Strand, alles hat seine Vor- und Nachteile. Heute Morgen waren alle schon sehr früh wach, um 6 Uhr war es bereits taghell und Alina hellwach und voller Tatendrang, ich noch müde aber ohne Hoffnung, nochmals etwas schlafen zu können, Flurin wach, aber vielleicht doch noch zu einem kleinen Nickerchen zu überreden nur Hajo glaubte daran, nochmals in den Schlaf zu finden.
Einige kleine Hasen hoppelten auch schon in der Morgensonne umher und erfreuten insbesondere Flurin. Bei Sonnenschein, teils blauem Himmel und warmen Temperaturen frühstückten wir draussen auf der Bank neben unserem Wohnmobil. Bis zum Ende der Mahlzeit sassen alle nur noch in kurzen Hosen, T-Shirt, Sonnenhut und -brille am Tisch. Ein grosses Container-Schiff, welches immer wieder in der Meeresstrasse hornte, erweckte unsere Aufmerksamkeit. Allerdings fanden wir trotz Feldstecher nicht heraus, was der Grund für die Huperei war. Es gefiel uns hier am ruhigen, sandigen Strand direkt am Meer und mit dieser Aussicht so sehr, dass wir bereits gestern Abend kurz nach unserer Ankunft beschlossen hatten, eine zusätzliche Nacht anzuhängen. Heute war ein kurzer Ausflug zum nahe gelegenen Fisgard Lighthouse sowie Zeit an unserer Beach angesagt. Da ja bekanntlich unsere Nati-Elf ihren grossen Auftritt hatte und Hajo versuchen wollte, wieder einen Teil mit anzusehen, planten wir unseren Ausflug auf heute Morgen ein, so dass wir um 13 Uhr auf Beginn des Matches wieder hier sein würden, Flurin Zeit für einen Mittagsschlaf und Alina für Spiel und Spass am Strand hätte. Bevor wir losfuhren, machten wir einen kurzen Spaziergang am Strand, denn es herrschte gerade Ebbe-Zeit und das Wasser war doch einige Meter zurück gegangen. Anschliessend fuhren wir los zum Fort Rodd Hill, eine historische Küstenartilleriefestung, die von 1878 bis 1956 in Diensten stand, um Victoria und die Esquimalt Naval Base zu schützen. Das restaurierte Fort zeigt aufpolierte Kanonen, unterirdische Waffenmagazine und zeitgenössisch eingerichtete Soldatenbaracken. Vor Fort Rodd Hill ragt am Eingang des Esquimalt Harbour das Fisgard Lighthouse, der älteste Leuchtturm an Kanadas Westküste, empor, dem wir uns heute primär widmeten.
Zusammen mit dem roten Backsteinhaus des Leuchtturmwärters bietet der weisse Leuchtturm mit der roten Spitze einen äusserst malerischen Anblick vor der blauen Weite der Juan de Fuca Strait mit den Olympic Mountains im Hintergrund. Vor der Küste kreuzen Segeljachten, Fischkutter, Marine- und sonstige Schiffe aller Grössen und Bestimmungen. Der 1860 von den Briten erbaute Leuchtturm erfüllt seine Funktion seit der Automatisierung 1929 ohne Leuchtturmwärter. Wie einsam dessen Leben und wie die technische Ausstattung im 19. Jahrhundert war, zeigen Ausstellungen, die sich darüber hinaus mit Stürmen, Schiffswracks und Schiffbrüchigen befassen. Auf dem Rückweg (wie auch auf dem Hinweg) fuhren wir über einen natürlichen Damm, der eine Lagune vom Meer abtrennte. Zu Beginn des Dammes wurde auf Strassenschildern vor den Gefahren von Tsunamis gewarnt. Am Ausgang des Ortes stiessen wir auf eine riesige platt gewalzte Fläche beidseits der Strasse. Wir vermuteten, dass an dieser Stelle wohl ein neuer Stadtteil entstehen sollte. Zurück an unserem Campingplatz verabschiedete sich Flurin für einen selten gewordenen Mittagsschlaf, den er ausgiebig genoss. Alina zog gleich los zu unseren Nachbarn, einem rüstigen befreundeten Rentnerpaar, das sie schon am Vorabend mehrfach besucht hatte. Die Frau erwartete für den Nachmittag Besuch ihrer Tochter und der Enkelkinder und hatte schon viele Spielsachen bereit, die Alina schon mal benutzen durfte. Sie liess sich regelrecht bei den beiden nieder und genoss die Aufmerksamkeit. Hajo gelang es, einen Teil des Matches mitzuverfolgen während ich es mir in einem unserer Campingstühle an der Sonne mit Blick auf das Meer gemütlich machte, um nochmals einige Infos über Victoria und Vancouver, unsere nächsten Reiseziele, zu lesen. Da am Campingplatz Waschmaschine und Tumbler gegen ein paar Loonies zur Verfügung standen, nutzten wir die Gelegenheit, unsere Reserven an frischen Kleidern wieder aufzustocken. In der Zwischenzeit waren die Enkelkinder der Nachbarin eingetroffen und die ganze Familie mit einer Schar Kinder zog an den Sandstrand hinunter. Alina stürzte sich gleich in ihre Badehose und zog mit Papa an die Beach, um mit den Kindern zu spielen, zu baden und Sandkunstwerke zu bauen. Den grossen Kindern gleich organisierte sie sich einen Baumstamm als Boot und paddelte den ganzen Strand darauf ab.
Hajo unterhielt sich mit den Leuten und warf einen Football mit dem Sohn, während ich Stellung vor dem Wohnmobil hielt, falls unser Sohnemann irgendwann wach werden würde. Dieser liess sich aber viel Zeit und am frühen Abend holten wir ihn aus dem Bett, damit er auch noch ein wenig am Sandstrand spielen konnte. Er genoss es, über den feinen Sand zu krabbeln, Sand herumzuwerfen (er merkte bald dass dies in Windrichtung besser funktionierte als gegen den Wind, wo ihm die ganze Menge wieder im Gesicht landete) und mit kleinen Becherli Kuchen zu backen.
Vom Strand aus konnten wir ein paar Seeotter beobachten, die im Meer schwammen und herumtauchten. Am Abend zogen wir mit unserem Sandmännchen und -weibchen zum Hauptgebäude, um eine gross angelegte Entsandungsaktion zu starten. Somit zog sich der Abend etwas in die Länge und unsere Mägen mussten etwas länger auf die verdiente Portion Spagetti warten. Um schon etwas Vorarbeit zu leisten haben wir – nachdem die Kids endlich im Bett waren - das erste Gepäckstück heute Abend vorbereitet, in der Hoffnung, dass wir all die warmen Kleider darin bis in die Schweiz nicht mehr benötigen würden.