Bald wurde es hell in unserem Wohnmobil und ein paar Sonnenstrahlen kämpften sich durch das dichte Grün des Waldes zu unserem Dachfenster. Nach dem gestrigen, aufgrund des Wetters eher frustrierenden Tag präsentierte sich unsere Umgebung endlich wieder mal so, wie man es sich nur wünschen würde. Die Wolken verzogen sich immer mehr, es war praktisch windstill und die Sonne wärmte angenehm.
Bis kurz vor 11 Uhr (um diese Zeit mussten wir unseren Standplatz geräumt haben) genossen wir den Strand und blickten auf das ruhige Wasser hinaus.
Ein paar Fischerboote tuckerten draussen im Meer herum. Flurin und Alina vergnügten sich damit, Steine zu suchen und herumzuwerfen. Anschliessend fuhren wir ins ca. 20 Kilometer entfernte Städtchen Sooke, um wieder mal in die Zivilisation, an Strom, Informationen und Internet zu kommen und um unsere Neuigkeiten im Visitor Centre niederzuschreiben. Wir erkundigten uns gleich nach kinderfreundlichen Ausflügen in der Gegend. Die anwesende Angestellte empfahl uns einen Spaziergang am Whiffin Spit Beach, eine ca. 20 minütige Wanderung auf eine kleine Halbinsel. Wir machten uns gleich auf den Weg. Am Parkplatz angekommen konnten wir durch den Feldstecher einen Seelöwen, der sich auf einem Stein im Meer sonnte, ausmachen. Entlang der kleinen Landzunge, beidseits von Meerwasser umgeben, konnten wir einen Seeotter beobachten, wie er immer wieder den Kopf zum Wasser hinausstreckte, um kurz darauf wieder mit einem Sprung unterzutauchen.
Endlich war wieder mal T-Shirt- und sogar Shorts-Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein liefen wir dem schönen Spazierweg entlang und Alina genoss es, wieder mal richtig losrennen zu können. Am Ende des Weges, wo ein kleiner Leuchtturm stand, badeten Alina und ich unsere Füsse im kühlen Pazifik-Wasser. Etwas später fuhren wir an einen Viewpoint der Potholes. Der glasklare Sooke River durchfliesst den Sooke Potholes Provincial Park nördlich des Städtchens und mündet bald darauf ins Meer. In seinem wilden Verlauf bildet er eine Reihe von Kaskaden und durch das Wasser geschliffene und polierte potholes, Felsenpools, die zum Schwimmen und Picknicken beliebt sind.
Im Herbst kommen Silber- und Königslachse zum Laichen den Fluss hinauf. Anschliessend machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz für eine oder zwei Nächte. Der Camping in Sooke schien uns nicht ganz passend, so planten wir erst, wieder etwas ins Innere der Insel zum Goldstream Park zu fahren. Auf dem Weg wurden wir auf unserem iPad zusätzlich auf einen Campingplatz am Weir’s Beach bei Metchosin direkt am Meer aufmerksam, was uns noch viel mehr behagte. Dafür mussten wir aber erst auf dem Highway umkehren, da wir die Verzweigung bereits passiert hatten, was gar nicht so einfach war, denn er war stark befahren und Wendemöglichkeiten gab es kaum. Vom heranfahrenden Lastwagenfahrer erhaschten wir ein paar böse Blicke, aber Hajo hatte unser Gefährt mittlerweile so gut im Griff, dass die 180 Grad Drehung rasch vollzogen war. Da ich beim Kartenlesen eine Abzweigung zu spät bemerkte, kam Hajo nochmals in den Genuss, unser Wohnmobil zu wenden. Am Campingplatz angekommen bereuten wir unseren Entscheid, hierher zu fahren nicht. Wir bekamen einen Platz an der Oceanside, einen kleinen Discount von unserem Fahrzeugverleih, hatten einen kleinen, langen Sandstrand vor uns liegen und eine riesige Aussicht aufs Meer mit den grossen, einlaufenden Schiffen und gegenüber in der Ferne an den Hochhäusern erkennbar lag Victoria, die Hauptstadt der Insel, unser nächstes Reiseziel. Wir übernahmen den hintersten Standplatz, Nummer 1, und konnten dabei im Sand und Gras nebenan kleine Häschen beobachten.
Rasch hatten wir uns eingerichtet und Hajo kümmerte sich auch schon wieder um ein Grillfeuer. Da kein Grillrost vorhanden war, musste das Gitter aus dem Backofen als Ablagefläche herhalten (wir hoffen, wir bringen es wieder einigermassen sauber). Zum Znacht leerten wir unsere feine Flasche Moonlight Harvest Malbec vom Copper Moon Vinery. Während wir uns das Mahl schmecken liessen konnten wir mehrere grosse Containerschiffe beobachten, die in die Strait of Georgia einbogen. Beim aufräumen setzten wir Flurin wieder in einen Campingstuhl, wo er sich mit den vielen Steinchen, die wir ihm auf den Stuhl gelegt hatten, verweilte. Anscheinend war das nicht seine einzige Beschäftigung, denn kurz darauf brüllte er lauthals, er hatte sich auf den Stuhl gestellt und dieser war gegen unser Wohnmobil gekippt. Dies gab ein so gutes Bild ab, dass wir Flurin zuerst fotografieren mussten, bevor wir ihn aus seiner misslichen Lage befreiten.
Nachdem der Campingplatz wunderschöne Duschen bot liessen wir es uns nicht nehmen, alle noch eine grosszügige Körperwäsche vorzunehmen. Und damit es nicht zu gemütlich würde, sorgten ein paar angriffige Mücken für ein paar kräftige Stiche. Kaum das Licht gelöscht, meldete sich nach einiger Zeit der Ruhe aus unerklärlichen Gründen unser Alarm wieder einmal. Seit Banff kannte sich aber Hajo mittlerweile bestens mit diesen Sicherheitssystemen aus, insbesondere, wie man sie in kürzester Zeit mundtot machen könnte, falls sie sich mitten in der Nacht immer wieder melden sollten. Zu unserer Sicherheit öffneten wir das vordere, tiefstgelegene Fenster (es war ja zum Glück nicht mehr ganz so kalt wie in Banff) und legten uns endlich hundemüde zum schlafen hin.