Das Wetter zeigte sich diesen Morgen so, wie wir es hier unten leider nicht anders kennen gelernt haben: es nieselte, war kühl und es wehte ein starker Wind. Trotzdem liess es sich Hajo nicht nehmen, uns frische Bagles vor dem Wohnmobil zu toasten.
Auf der Suche nach schönem Wetter wollen wir unser Glück heute im Manning Provincial Park versuchen. Kurz nach Osoyoos verpassten wir beinahe den gestern vergeblich gesuchten Spotted Lake.
Die Sehenswürdigkeit liegt auf einem privaten Grundstück, ein Projekt plant allerdings, der Öffentlichkeit den Zutritt zu ermöglichen. Eine lange, bergige Strecke lag vor uns. Zwischendurch kamen wir wieder in ein fruchtbares Tal, dessen Flusslauf wir folgten. Im kleinen Ort Keremeos machten wir Halt bei der stillgelegten Grist Mill von 1877.
In der Mühle am Keremeos Creek wurde im 19. Jahrhundert mit damals modernster Technik der Weizen von den Feldern im fruchtbaren Tal des Similkameen River verarbeitet. Weiter folgten wir dem Crowsnest Highway über Princeton und Manning Provincialpark. In Princeton war es wieder mal an der Zeit, unser Fahrzeug vollzutanken, bzw. soviel aufzufüllen, wie wir eben bekamen. Eine gewisse Gemeinsamkeit mit der Schweiz haben wir in Kanada gefunden: hier gibt es auch so was ähnliches wie der Kantönligeist! Während in der Provinz Alberta an der Tankstelle die Kreditkarte an der Kasse abgegeben werden musste, bevor der Sprit floss und danach die effektiv bezogene Menge bezahlt werden musste, geht das hier in British Columbia überhaupt nicht. Hier muss an der Kasse vorgängig ein Betrag bezahlt werden (wer weiss schon, für wieviel Geld Most in einem Campertank Platz findet?), der danach auf den Tropfen genau in den Karren sprudelt. Zuviel bezahlt? Gemäss Informationen an der Kasse soll eine Gutschrift auf der Kreditkarte erfolgen (wir haben es aber bisher nicht ausprobiert). Auf dem weiteren Weg in Richtung unseres Tageszieles weiter durchs stark steigende und fallende Gebirge war der Regen unser ständiger Begleiter. Im Visitor Centre haben uns unter anderem nach den Wetteraussichten erkundigt. Die Rancherin meinte, dass eventuell Morgen Nachmittag der Regen nachlassen würde.
Lange haben wir gerätselt, ob wir das Ende des Regens abwarten oder in eine andere Region weiterziehen wollten. Obwohl uns der Park und der Campground sehr gut gefallen haben beschlossen wir, weiterzufahren. Entgegen der ursprünglichen Planung wollten wir weiter nördlich in Richtung Whistler unser Glück versuchen. Der Weg führte auf dem Highway 3 teils äusserst steil bergab in tiefere Gefielde nach Hope. Ausser ein paar Rehen haben wir leider kein Wildlife gesehen. Hope machte uns keine grosse Hoffnung und nach einem kurzen Einkaufsstopp verliessen wir die kleine Stadt wieder auf dem Highway 1 in Richtung Norden. Kaum ausserhalb des Ortes stieg die Strasse bereits wieder an. Unser Wohnmobil musste heute ganze Arbeit leisten, zum Glück war ja für Abkühlung frisch vom Himmel gesorgt. Die Strasse führte hoch über das Tal des Fraser Rivers. Daneben begleitete uns wieder einmal die Eisenbahnlinie. Flurin hatte also etwas zu beobachten. Wir fuhren vorbei am Hell’s Gate, ein Vorbote, für das, was uns noch erwarten würde? Da mittlerweile alle hungrig und sehr müde von der langen Autofahrt waren, wollten wir auf dem nächsten Campingplatz Halt machen und kochen. Nachdem wir am Morgen alle paar Kilometer an einem RV-Park vorbeigefahren waren, zog sich unsere Suche nun in die Länge. Mit verschiedenen Ablenkungsmanövern (die Kinder fahren Auto, tanzen und singen zur Radiomusik, Züge beobachten, WC-Stopp) versuchen wir, die Jungmannschaft (und uns mittlerweile auch!) bei Laune zu halten. Bei der Verzweigung in Lytton mussten wir den Highway 1 verlassen und den Highway 12 nehmen, um nach Lillooet zu gelangen. Die Strasse, welche anfangs nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h zuliess (bei einer Distanz zum Ziel von 64 km) war alles andere als wie man sich einen Highway vorstellen würde. Sie erinnerte Hajo an die Ruta Muerte in den Anden, steil abfallend in einen Canyon auf der einen Seite, nur der Gegenverkehr fehlte. An der Strasse waren kaum Häuser zu sehen, geschweige denn Campingplätze, Empfang hatten wir längst keinen mehr und um diese Zeit war eh fast niemand mehr unterwegs. In dieser misslichen Lage geriet ich allmählich in Panik, ich wollte nur noch hier weg. Zum Glück verbreiterte sich das Tal allmählich und die Strasse begradigte sich bald so dass wir wieder stärker aufs Gaspedal drücken konnten. Uns wurde bewusst, dass wir wohl bis nach Lillooet fahren mussten, um einen Campingplatz zu finden, wenn wir nicht irgendwo wild campieren wollten. Anhalten und kochen wollten wir nicht, da wir sonst unsere Fahrt im Dunkeln hätten fortsetzen müssen. So blieb uns nichts anderes übrig, als weiter auf einen baldigen Campingplatz zu hoffen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir alle ziemlich erledigt das kleine Städtchen Lillooet (1500 Einwohner). In einem Drive Thru haben wir kurz vor Ladenschluss noch ein paar Hotdogs bekommen, wir waren mittlerweile bescheiden geworden und mit wenig zufrieden zu stellen. Eine Seitenstrasse den Berg hinauf war ein Campingplatz gekennzeichnet. Mit dem letzten Tageslicht erreichten wir das Haus eines deutschen Auswanderers, welcher gerade noch einen Standplatz frei hatte. Ein frustrierender Tag hatte sein Ende gefunden (und es regnete immer noch). Wenigstens war die verbleibende Strecke nach Whistler nur noch 130 km und zumindest die Wetterprognosen haben bessere Aussichten angekündigt.