Was für ein neues Gefühl beim erwachen heute Morgen! Es war nicht mehr so kalt im Wohnmobil, das Kleider weich klopfen blieb erspart und draussen trübte der gehauchte Atem auch die Fernsicht nicht mehr.

Wir hatten Glück: früh morgens hatte es nochmals geregnet, der Himmel war zwar Wolken verhangen, aber wir konnten draussen über dem See frühstücken.

Heute hatten wir eine lange, 300 km Wegstrecke vor uns, von Clearwater via Kamloops nach Kalowna war unser Tagesplan. Wildlife gab es hier kaum mehr zu beobachten, auch sonst keine speziellen Viewpoints, so konnten wir richtig losbrettern. Die Vegetation änderte sich immer mehr, das Tal wurde breiter, Wiesenflächen mit teils weidenden Kühen und Pferden, bewirtschaftete und modern bewässerte Ackerflächen und Golfplätze zahlreicher. In Kamloops machten wir eine Fahrerpause und einen Einkaufsstopp. Eine kurze Strecke fuhren wir wieder auf dem Highway 1, welcher via Golden in Richtung Banff führte, bevor wir Richtung Okanagan Valley abbogen. Irgendwie hatte es uns das Hochgebirge sehr angetan und wir waren etwas traurig, diesen schönen Flecken Erde hinter uns zu lassen. Es war verlockend, einfach auf dem Highway 1 weiter zu fahren, zurück in diese schöne Gegend, zumal das Wetter für die nächsten Tage hier unten nichts gutes versprach. Auch beeindruckend, wie schnell man sich an das einfache Leben im Gebirge abseits der grossen Siedlungen gewöhnt, die Fahrt durch die Stadt Kamloops war schon fast unangenehm erdrückend. Auf dem ersten Abschnitt des Highway 97 Richtung Kelowna begleitete uns noch der eine oder andere Sonnenstrahl, dann nahmen die Wolken immer mehr zu und wurden dunkler. Thunder Storms waren angekündigt. Wir fuhren an vielen Seen und Weiden vorbei, zwischendurch ein paar kleine Häuseransammlungen bis zur nächstgrösseren Stadt Vernon. Kurz vor Kelowna waren die Wolken sehr dunkel, einige Blitze zuckten und die Wasseroberfläche des Sees war beinahe schwarz. Etwas später fuhren wir am Flughafen von Kelowna vorbei und waren – im frühen Abendverkehr – überrascht, wie gross Kelowna ist. Wir suchten den Weg zum Bear Creek Campingplatz, wobei der Weg uns über die grosse Brücke über den Okanagan-See zur Westside führte. Leider bekamen wir nur Platz für eine Nacht, denn am nächsten Sonntag ist Vatertag, alles will (trotz schlechter Wettervorhersage) aus der Stadt auf die Campingplätze rauschen und die guten Daddys feiern (sollten wir das auch tun?). Unsere Kinder brauchten nun Auslauf, sie hatten die lange Fahrt bestens gemeistert. Auf dem grossen Spielplatz (endlich mal mit Holzschnitzel-Unterlage statt immer Kieselsteine) tobten sie sich aus und trotzten Wind und Regen.

Eine grosse Schar Kanadagänse graste am Ufer des Sees, sie faszinierten insbesondere Flurin. Alina eiferte den anderen grossen Kindern nach und versuchte, die Kletterkünste zu imitieren, was ihr beeindruckend gut gelang (obwohl sie viel kleiner ist). An einen lauschigen Grillabend war infolge der Wetterprognosen nicht zu denken, weshalb wir in der Stadt einen Znacht einnahmen. Auf unserem Weg in die Stadt haben wir einen Campingplatz am Westbay gefunden, der vermutlich noch freie Plätze fürs Wochenende hat. Mal schauen, ob wir diesen am Morgen ansteuern werden. Zunächst sind wir gespannt, wie die Nacht verläuft und die Wettervorhersage mit Stürmen und grossen Regenmengen recht behält. Noch ein paar Worte zu unseren Kids: Wir staunen, welche sprachlichen Fortschritte unsere Kinder machen. Flurin hat seinen Wortschatz stetig erweitert, verwendet neue Buchstaben und spricht die Wörter immer deutlicher und vollständiger aus. Mittlerweile grüsst er auch schon mit Hallo und Hi oder ruft den Leuten Byebye hinterher. Alina hat schon in Banff selbständig im Restaurant bei der Serviertochter in englischer Sprache mehr Käse für die Spagetti verlangt, fragt laufend nach neuen Wörtern und Formulierungen und zeigt keine Hemmungen, diese gleich bei wildfremden Personen auszuprobieren.

Mt. Robson und weiter Richtung Süden Okanagan - West Bay Beach I