Schon früh war wieder Tagwache (man lebt hier viel mehr nach dem Tageslicht, welches durch die Dachfenster das Wohnmobil erhellt), 3/4 der Belegschaft war bereits um 6 Uhr wach, nur Flurin schlummerte noch friedlich vor sich hin.

Nach der üblichen Morgentoilette, Flurin parat machen, Frühstück und Wohnmobil (zur Abfahrt) herrichten waren wir um 08:30 Uhr wieder on the road again. Bereits am Camping Ausgang hoppelten zwei Hasen davon und nach kurzer Fahrt, wieder an der gleichen Brücke wie am Vortag, konnten wir aus kürzester Distanz eine Grizzlydame mit ihren drei Jungen beobachten. Was für ein Highlight!

Wie wir erst heute Morgen sahen waren einige Gebiete und Strassen in der Umgebung der Brücke wegen erhöhter Bärenaktivität gesperrt. Nach einem längeren Fotostopp fuhren wir weiter zurück Richtung Bow River und kamen noch in den Genuss von weiteren Tierbeobachtungen: ein paar Rehe hielten sich am Strassenrand auf, ein Elch streckte seinen Kopf aus dem Wald auf die Strasse hinaus und eine Gruppe Dickhornschafe hüpfte von Felsblöcken herunter kletterten den Hang am Strassenrand wieder hinauf.

Allein wegen der vielen Tiere, die wir bereits beobachten durften, hat sich der Abstecher ins Kananaskis County gelohnt. Zurück auf dem Transcanadian Higway 1, vorbei an Canmore kamen wir zum Parkeingang des Banff Nationalpark, wo wir den Parkpass erstanden. Nach wenigen Kilometern auf dem Highway erreichten wir Banff. Unsere erste Station war der Campingplatz. Die Plätze am Two Jack Lake bieten leider keine Stromanschlüsse, weshalb wir den Tunnel Mountain Village II Campground ansteuerten. Auf dem Weg konnten wir die ersten Wapitihirsche beim äsen beobachten. Wir steuerten auf dem Tunnel Mountain Drive zu unserer neuen Bleibe auf einer Anhöhe, welche eine schöne Aussicht bot und ruhig gelegen ist. An diesem Sonntag waren nur etwa jeder 2-3. Platz belegt. Gleich probierten wir den Stromanschluss aus und konnten nun auch gleich das Wetter für die nächsten Tage checken, was nur eine Verschlechterung voraussagte. Da heute noch die Sonne schien entschieden wir uns, die Gelegenheit zu nutzen und gleich zum Sulphur Mountain loszufahren. Die Sulphur Mountain Gondola brachte uns von Banff 760 Meter hinauf auf 2281 m. Ein einzigartiges, aus Holz erbautes Wegesystem (keines für Buggys, so dass Hajo Flurin auf den Schultern buckeln musste) führte uns zur Messstation von wo wir 700 Meter über dem Tal einen herrlichen Rundumblick auf Mount Norquay, Cascade Mountain, Mount Edith und andere Gipfel der Rockies, die Stadt Banff und das Tal des Bow River bis hin zum Lake Minnewanka hatten.

Auf der Messstation von 1903 machte Meteorologe Norman Sanson 29 Jahre lang seine Wetterbeobachtungen. Dafür stieg er etwa tausend Mal auf den Berg und wieder hinab. Zurück an der Bergstation hatten wir, insbesondere Sherpa Hajo, ein spätes Mittagessen im Restaurant verdient. Wieder zurück in unserem Wohnmobil machten wir auf dem Rückweg noch einen Abstecher zum Bow Falls Viewpoint, einer kleineren Form der Rheinfälle und kurvten danach zurück via Tunnel Mountain Drive zu unserem Camping. Ein erstes Mal probierten wir die Dumpstation aus wo wir das Grey- und Blackwater der Tanks leeren und Frischwasser auffüllten. Es blieb uns Zeit für eine Pause/Siesta bis zum Znacht sowie um alle Elektrogeräte aufzuladen. Alina genoss ihre Freiheit und zog auf dem Campingplatz los. Dabei traf sie schnell auf zwei ältere Schweizer Pärchen in der Nähe unseres Standplatzes und schloss sofort Freundschaft. Sie zog mit ihnen durch den ganzen Campingplatz und machte die Wohnmobile der beiden unsicher. Flurin machte noch ein kleines Nickerchen bevor wir einen einfachen Znacht zu uns nahmen. Der Himmel war unterdessen mit Wolken überzogen und erste Tropfen feuchteten unsere Windschutzscheiben an. Was das Wetter Morgen wirklich bringen würde wollten wir uns überraschen lassen und spontan unsere Pläne danach richten, was auf jeden Fall als Erstes auf dem Programm steht ist eine Dusche, auf die ich mich jetzt schon freue!

Nanu, bis dahin sollte es noch eine lange Nacht werden. Vermutlich nach dem ersten ausprobieren unseres Toasters (wir hatten ja nun endlich Strom!), bekamen wir Probleme mit unseren Rauchmeldern. Kaum hatten wir Türe und Fenster geschlossen, ging die Alarmanlage mit lautem Gedröhne los. Nachdem wir alle Löcher wieder aufgerissen und frische Luft zu den Rauchmeldern gefächelt hatten, hörte der Lärm wieder auf. Nun, wir konnten aber nicht bei offenem Fenster und Türe schlafen, denn es wurde nachts sehr kalt. Nachdem wir das Spiel mit Türe und Fenster auf und zu mehrfach ohne Erfolg wiederholt und mit dem Lärm nicht nur unsere schlafenden Kinder sondern wohl auch die Nachbarn gestört hatten, blieb uns nachts um elf nichts anderes übrig, als die Hotline anzurufen. Mit dem Handy wurde das eine ganz teure Angelegenheit. Bis wir schliesslich einen Techniker am Apparat hatten, dauerte es eine ganze Zeit. Diese baten uns zum x-ten Mal alle Gasschalter zu prüfen, zu lüften und den Ventilator einzuschalten etc. Wirklich weiter kamen wir damit nicht. Ein zweiter teurer Anruf wurde nötig, bis wir schliesslich sämtliche Sicherungen herausschrauben und Batterien entfernen mussten. Die Verunsicherung bei uns war gross, denn mit Gas ist wirklich nicht zu spassen. Aus irgend einem Grund musste der Alarm ja ausgelöst worden sein, aber wir konnten keine Ursache eruieren. Nachts um halb zwei entschieden wir uns schliesslich, das Fahrerfenster etwas geöffnet zu lassen und alle in die obersten Betten über der Fahrerkabine zu zügeln, um jegliche Risiken betreffend ausströmendem Gas aus dem Weg zu gehen. Die Nacht war nun ohnehin kurz und wir wussten, dass wir uns am nächsten Tag weiter um die Sache werden kümmern müssen.

Peter Lougheed Provincial Park Lake Louise