Reisebericht IX - Südamerika
¡Hola!
Ein spanisches Hallo Zusammen aus Südamerika, dem letzten Kontinent unserer Hochzeitsreise. Schon im Flugzeug konnten wir uns – zumindest sprachlich – an unser neues Reiseziel angewöhnen (die Flugbegleiter sprachen nur wenig englisch), mit der LAN (Chilenische Fluggesellschaft) konnten wir direkt von Auckland nach Santiago de Chile fliegen. Auf unserem nächtlichen Flug erlebten wir nochmals ein Novum, denn wir flogen über die Datumsgrenze und hatten somit zweimal Montag den 13. (zum Glück nicht Freitag!).
Flug von Auckland nach Chile
Verschiedenes Volk befand sich in unserer Maschine, so hatte Hajo eine stinkende, laut röhrende, ältere Chinesin und deren Tochter, die ständig mit der Tüte vor dem Mund dasass (Hajos Kommentar: Muss ich immer neben denen sitzen, die sich übergeben müssen?) neben sich, die diejenigen Sitten wiederspiegelten, die wir teilweise schon in Asien kennengelernt hatten. So verspürte die Mutter anscheinend unstillbare Lust, mitten in der Nacht ein gekochtes Ei zu schälen und zu verdrücken. Da ihre Fingerknöchel nicht für harte Eierschalen gemacht waren und sie das Oval nicht öffnen konnte, schlug sie kurzerhand kräftig damit gegen die vor ihr liegende Rückenlehne. Wie der gute Mann im Sitz aus seinem Schlaf aufschreckte, muss ich euch wohl nicht näher beschreiben. Damit aber nicht genug, denn da das Aufschlagen des Eis so viel Energie benötigte, hielt sie das Ei nicht richtig fest, es flog im Bogen in Richtung unserer Sitzreihen und landete unter Hajos Stuhl (der von dieser Parade im Schlaf gar nichts mitbekam, was er schon beinahe bedauerte). Sie entschloss sich dann immerhin, das Ei nicht einfach liegen zu lassen, sondern kroch unter Hajos Stuhl, um es wieder hervorzukramen.
Nach elf Stunden Flug und acht Stunden Zeitverschiebung zu unserem Startpunkt (neu nur noch vier Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz, aber neu hintendrein) setzte der Pilot zum Landeanflug an. Wir sahen die atemberaubend schönen, schneebedeckten Anden in der Ferne, bevor wir in die Ebene tauchten, wo sich der Flughafen befand.
Santiago de Chile
An diesem Nachmittag relaxten wir etwas in der Hotelanlage, die Temperaturen waren jetzt wieder angenehmer und man konnte bei 26 Grad gemütlich an der Sonne liegen. Am Abend legten wir uns früh zur Ruhe, um die angesammelte Müdigkeit und den Jetlag etwas bewältigen zu können. Die grosse Zeitumstellung bekamen wir dann aber doch noch beide zu spüren und so hielten wir abwechselnd zwei Stunden Nachtwache. Glücklicherweise hatten wir die Stadtrundfahrt erst auf 10:30 Uhr verabredet, so dass wir doch noch etwas ruhen, frühstücken und ein paar Ballwechsel zwischen Federer-Nalbandian sehen konnten.
Nach Detailverhandlungen zu unserem Tagesprogramm mit dem Führer und mühsamer Deponierung unseres Gepäcks im Hotel (ein Portier wollte doch tatsächlich noch unser ganzes Gepäck checken, bevor er es entgegen nahm, nachdem wir schon eine ganze Nacht mit demselben Gepäck im Hotel gewohnt hatten), zeigte er uns als Erstes das Haus des chilenischen Nobelpreisträgers von 1971, dem Diplomaten Pablo Neruda und erzählte uns von dessen speziellen Vorlieben; beispielsweise liess er absichtlich sein Haus mit Wellblech überdachen, um bei starkem Regen sich vom Lärm der darauf prasselnden Regentropfen bei der Arbeit inspirieren zu lassen.
Danach fuhren wir mit der Standseilbahn auf den San Cristobal, einen Aussichtshügel mitten in Santiago. Dort hatten wir einen guten Überblick über die Stadt, wobei die Sicht durch den Smog etwas getrübt wurde, insbesondere, was Fernsicht anbelangte. So waren von den nahe liegenden Anden meist nur die schneebedeckten Gipfel zu sehen, während der untere Teil der Berge wegen des Smogs nicht erkennbar war. Mit einer Gondelbahn fuhren wir auf der anderen Seite des Berges wieder herunter. Zur Kaffeepause fuhr er mit uns in die nahe gelegenen Anden. Kaum aus der Stadt heraus stieg die Strasse stetig an und führte in ein langgezogenes Tal. Unterwegs fuhren wir an einer Gedenktafel vorbei die daran erinnerte, dass an diesem Ort vor Jahren ein Attentat auf Pinochet verübt wurde, wobei mehrere Leibwächter getötet wurden, er jedoch lebendig davon kam. Weiter führte der Weg dem Fluss entlang, umgeben von steilen Felswänden. Hinten im Tal machten wir Halt bei einem kleinen Restaurant im Wald, umgeben von mehreren Picknickplätzen und einem River Rafting Zustieg. Die hohen Berge rundherum haben uns sehr beeindruckt, waren wir doch nur ca. eine Stunde ausserhalb der Hauptstadt. Diese Berge sind es denn auch, die Chile viele Devisen durch Tourismus einbringen, insbesondere im Winter kommen beispielsweise viele Brasilianer zum Skifahren in die chilenischen Berge. Aber auch die Hauptstädter flüchten am Wochenende gerne aus dem Rummel in den Schnee.
Zurück in Santiago begaben wir uns in das Gewühl der Innenstadt und besuchten in relativ kurzer Zeit (ich hätte mir gerne etwas mehr Zeit genommen) verschiedene sehenswerte Orte wie das Militärmuseum, die private Villa eines reichen Chilenen, die Plaza de la moneda, verschiedene Regierungsgebäude, die Kathedrale und Baslilikas. Danach war es schon langsam Zeit, an Aufbruch zu denken. Wir holten unser Gepäck im Hotel ab und nach einem Internet-Stopp in einem Starbucks Café fanden wir uns bereits wieder am Flughafen von Santiago ein, um noch am Abend nach Lima weiterzufliegen.
Lima und Naszca Lines
Nach drei Stunden und wieder zwei zusätzlichen Stunden Zeitverschiebung (jetzt sind wir sechs Stunden der Schweiz hinterher), hatten wir den Flug hinter uns gebracht. Am Flughafen sollten wir eigentlich abgeholt werden, aber niemand hielt eine Tafel mit unserem Namen auf. Hajo erkundigte sich am Schalter des Reisebüros und nach einiger Sucherei stellte sich heraus, dass der Fahrer zwar am Flughafen sei, aber noch nach einer Parklücke suche. Nach einer 20 minütigen, rasanten und ruppigen Fahrt erreichten wir Punkt Mitternacht unser Hotel. Es sollte eine kurze Nacht werden. Um vier Uhr morgens war Abfahrt zu den Nazca Lines im Süden Perus angesagt. Mit Zimmerbezug (hier wartete übrigens eine ganz besondere Überraschung, ein grosses, wunderschönes Blumengesteck und eine Glückwunschkarte), auspacken, packen für den nächsten Tag, einrichten etc. blieben uns am Schluss nur noch ca. 1,5 Stunden bis zum Wake-up-Call.
Für den Ausflug, der eine laaaange Autofahrt in sich barg, hatten wir zwei Fahrer. Aufgrund der noch bestehenden Dunkelheit dauerte es auch nicht lange, bis uns die Augen wieder zufielen und trotz der ruppigen, hektischen Fahrweise der beiden Fahrer machten wir noch ein Nickerchen bis uns schliesslich im Laufe des Morgens die Sonne zu fest blendete. Wir fuhren zuerst der Küste entlang, wobei sich die Landschaft immer mehr in eine Wüste verwandelte, vorbei an kleinen Häuseransammlungen und wenigen Städten mit sehr ärmlichen Behausungen und danach durch die Berge der Atacama-Wüste. Zwischendurch überholten wir schwer beladene Lastwagen, die nur noch im Schritttempo die Hügel hinauf krochen. Unsere beiden Herren unterhielten sich immer wieder lautstark miteinander, so dass auch im Auto ein gewisser Lärmpegel herrschte. Kurz nach zehn Uhr erreichten wir den Flugplatz von Nazca.
Uns blieb gar keine Zeit, uns auf die bevorstehende Reise vorzubereiten, schon wurden wir zur bereit stehenden Maschine gerufen. Im kurzen Briefing, geführt von unserem braun gebrannten, seriös gekleideten Piloten mit Abzeichen erfuhren wir, dass der Flug 30 Minuten dauern würde und wir in dieser Zeit die in der auf der verteilten Karte eingezeichneten Figuren sehen würden
(zur Info: bei den Nazca-Lines handelt es sich um riesige Geoglyphen, grosse Zeichnungen von Figuren in der Wüste, die praktisch nur aus der Luft zu erkennen sind; Erich von Däniken hat schon ganze Bücher mit seinen Theorien dazu gefüllt). Das andere Paar, das mit uns flog, erkundigte sich noch nach Tüten, denn, wie wir auch schon gelesen hatten, würde der Flug sehr unruhig mit vielen engen Kurven. Es wurde höchstens ein leichtes Frühstück vor dem Flug empfohlen. Wir schafften es gerade noch, die Kamera startklar zu machen, als uns die Sitzplätze zugewiesen wurden und wir Gurte umlegen und Kopfhörer aufsetzen mussten, bevor unsere Cessna bereits zum Start holperte. Ein letzter Check der Maschine und Funkspruch zum Tower und nach kurzer Zeit befand sich unser Leichtgewicht schon in der Luft und steuerte in einer engen Kurve in die gewünschte Richtung. Jede Minute zählte, denn Zeit kostet Geld… Über Funk machte der Pilot uns auf die einzelnen Figuren aufmerksam und flog abwechselnd links und rechts (die Wechsel erfolgten äusserst schnell) über die Wüstenzeichnungen, um möglichst gute Blick- und Fotowinkel zu ermöglichen. Dank der Flugkarte (mit kleinen Zeichnungen der Wüstenbilder) und den (halbwegs verständlichen) Hinweisen des Piloten waren die Figuren meist sehr gut zu erkennen. Die Zeit verging wortwörtlich wie im Flug und schon bald steuerten wir mit vielen Eindrücken zurück zum Flugplatz. Obwohl wir die Wüstenbilder gerne noch länger aus der Luft betrachtet hätten, hatten unsere Mägen wohl nichts dagegen, wieder auf festem Boden zu sein. Vom Piloten gab es noch eine persönliche Unterschrift und ein Zertifikat zu unserem eben absolvierten Ausflug.
Nachdem wir wieder richtig „geerdet“ waren, setzten wir mit unseren Fahrern die Reise fort und liessen uns noch zum 25 Kilometer entfernten Wüstenfriedhof von Chauchillo kutschieren. In dem Gebiet wurden haufenweise menschliche Knochen und Skelette gefunden. Die darauf folgenden Ausgrabungen legten mit Mumien gefüllte Gräber frei, die der Nazca-Kultur zugeordnet werden. Einerseits war es ein gruseliger Anblick, die verschiedenen Schädel, Knochenteile wie Hände, Wirbel oder Kiefer und zerfransten Haare zu sehen, andererseits auch beeindruckend, wie gut erhalten die Funde waren. Ausserdem waren Überreste von Grabbeigaben wie Töpfe und Gegenständen des täglichen Gebrauchs zu sehen.
Auf der danach begonnenen Rückfahrt meldeten unsere Mägen an diesem frühen Nachmittag doch etwas Hunger an und wir legten einen kurzen Stopp in einem kleinen Restaurant in Nazca ein, bevor wir die Fahrt zurück nach Lima anpackten. Die Reise wurde lang und länger und mit der Zeit wussten wir wirklich nicht mehr, wie wir noch sitzen sollten. Abgesehen von einem kleinen Siesta-Nickerchen verfolgten wir unsere Rückfahrt ziemlich aufmerksam. Es war bereits dunkel geworden, als wir endlich Lima wieder erreichten und als Krönung durften wir noch einen Umweg zu unserem Hotel fahren, da in der Stadt überall Demonstrationen zu den am folgenden Wochenende stattfindenden Bürgermeister- und Regionalwahlen im Gange waren und viele Strassen gesperrt, verstopft oder einfach unpassierbar waren. Wir waren froh, als wir wieder „zu Hause“ waren und umso glücklicher, dass wir Cuzco mit dem Flugzeug und nicht in 20 Stunden mit den beiden Fahrern bereisen würden. Auch diese Nacht wurde äusserst kurz, denn ein weiteres Mal mussten wir Morgens um vier Uhr (und das in den Ferien!!!) bereitstehen zum Ausflug nach Cuzco.
Cuzco
Nach einer Stunde Flugzeit und einem atemberaubenden Blick auf einige Andengipfel Perus setzte uns die Taca-Maschine im 3400 Meter über Meer gelegenen Cuzco ab. Wir waren glücklich, dass wir noch einige Stunden Zeit hatten, um uns anzuklimatisieren (insbesondere an die Höhenlage) und die angesammelte Müdigkeit etwas zu minimieren. Als Willkommensgetränk erhielten wir Tee aus Coca-Blättern, dessen Wirkstoff bei Schwierigkeiten mit der Höhenlage hilft. Tatsächlich stellten auch wir die hier vorhandene dünnere Luft fest. Am Nachmittag wurden wir zur Stadtrundfahrt in Cuzco und Umgebung abgeholt, welche uns zuerst zum Kloster Koricancha führte. Früher waren dort Inka-Tempel zu finden, deren Überreste wir besichtigen konnten. Die Mauern der Tempel waren aus Stein und die einzelnen Steinblöcke so präzise zugeschnitten, dass keine Messerklinge dazwischen passt. Die Felsquader wurden aufeinander geschichtet, ohne sie mit Zement zu befestigen. In den Mauern wurden die Steine mit Bronzeklammern untereinander verbunden und befestigt. Aufgrund dieser Bauweise hielten sämtliche Inka-Bauwerke den vielen Erdbeben stand, während die neueren Wohnhäuser zusammenstürzten. Die Fenster waren symmetrisch angeordnet und alle trapezförmig. Anschliessend besuchten wir am Hauptplatz die Kathedrale, die von den Spaniern errichtet wurde. Sie enthält verschiedene Kapellen mit diversem Schmuck, Altare aus Silber und Zedernholz, diverse Gefässe und Figuren sowie viele Spiegel, die für mehr Licht im Innern der Kathedrale sorgen sollten. Die beiden grossen Erdbeben von 1650 und 1950 haben an den Kolonialbauten grosse Schäden angerichtet. So blieb die Kathedrale bis 1998 für das Publikum geschlossen, da die für die Reparatur nötigen finanziellen Mittel fehlten. Das fotografieren ist in der Kathedrale strengstens untersagt, bei Vergehen wird einen die Kamera abgenommen und nicht mehr zurück erstattet. Eine kurze Fahrt den Berg brachte uns nochmals ca. 300 Meter höher, auf 3700 m.ü.M., zu den Ruinen von Sacsayhuamán. Bis heute ist nicht ganz klar, ob es sich um eine Festung oder einen Tempel handelt. Auch hier findet man die typische Bauweise mit trapezförmigen Fensternischen und Mauern aus dicht aneinander gefügten Steinblöcken. Die grössten Felsbrocken waren bereits an dieser Stelle vorhanden und wurden durch den Bau massiver Mauern ergänzt. An diesem Ort soll vor Jahren Papst Johannes Paul II eine Messe vor Hunderttausenden von Pilgern zelebriert haben.
An der nächsten archäologischen Stätte, Quenco genannt, war ein Altar zu sehen, auf dem den Göttern Tiere und junge Frauen geopfert wurden. Die letzte Station bildete eine Wasserquelle mit Tempel, an dem die Inkas dem Wassergott huldigten. Daneben befand sich eine Festung, wo die königliche Garde stationiert war. Der Abschluss der Tour bildete ein Besuch in einem Laden mit diversen Artikeln aus Alpaka-Wolle, deren Kleidungsstücke zu den phantasievollsten Preisen angeboten wurden, wer etwas ersteigern wollte, musste kräftig feilschen. Zurück in der Stadt liessen wir uns gleich am Hauptplatz absetzen und suchten ein Restaurant, um unsere mittlerweile hungrigen Mägen zu füllen. Der Platz war rege belebt, denn am folgenden Wochenende waren Wahlen angesagt und dazu fanden bereits Wochen vorher neben Plakataktionen auch viele Veranstaltungen und Demonstrationen statt. Die Polizei war dementsprechend präsent. Die Kundgebungen, welche eher an ein Popkonzert mit Fahnenschwingern erinnerte, verlief jedoch friedlich und so konnten wir am Abend friedlich und sicher zu unserer Unterkunft zurückgehen.
Machu Picchu
Am nächsten Morgen ging es wiederum früh los, denn um 6:00 Uhr fuhr unser Zug los in Richtung Machu Picchu. Zuerst musste der Zug die Hügel von Cuzco erklimmen, denn der Weg führte als Erstes über einen Pass. Da sie in Peru keine Kehrtunnels kennen, fuhr der Zug im Zickzack den Berg hinauf, das heisst, zuerst bis zum einen Ende des Hügels, dann wurden die Weichen umgestellt und der Weg ging im Rückwärtsgang weiter auf der nächsten nach oben führenden Schiene. Wir fuhren vorbei an vielen sehr einfachen, teils wirklich primitiven Behausungen, der viele Abfall überall sowie die zahlreichen umherstreunenden Hunde machten uns sehr betroffen. Teils wohnten die Familien mit Huhn und Schwein im selben Raum, dessen Dach häufig aus einem simplen Wellblech bestand. Hier empfanden wir die Armut ganz besonders. Oben am Pass angekommen ging die Reise weiter über eine lange Hochebene an diversen bestellten Feldern (insbesondere Mais) vorbei, bis wir später ins Urubamba-Tal abbogen. Hier ging die Reise wieder abwärts (Machu Picchu liegt weniger hoch als Cuzco), ebenfalls im Zickzack-Stil. An mehreren Stellen fuhren wir an abzweigenden Wanderwegen vorbei, welches davon der klassische Inka-Trail war, konnten wir nicht eruieren. Nach 3 ¾ Stunden erreichten wir Aguas Calientes, das Dorf, das sich am Fusse Machu Picchu befindet und von wo aus Busse Touristen in die Inkastadt bringen. Wie nicht anders zu erwarten war, wurden wir auch hier von einheimischen Händlern belagert, die ihre farbigen Tücher, Alpaka-Pullover, Handschuhe, Figuren und diversen Krimskrams anboten. Wir kämpften uns an den vielen Ständen vorbei zum Busplatz, der sich natürlich am Ende dieses Marktes befand.
Moderne Busse führten uns in einer 25-minütigen Passfahrt zum Eingang der Inka-Stadt. Hier mussten sich die Besucher, die in beim gleichen Reiseveranstalter gebucht hatten, bei ihrem Führer mit der gewünschten Sprache versammeln. In unserer Gruppe fielen die beiden Damen mit grosser rosaroter Handtasche sowie einfachen Schlärpli mit Riemli und flacher, dünner Sohle (damit auch die lackierten Fussnägel zur Geltung kamen) speziell auf. Unser Begleiter, Darwin, der selber Bücher über Machu Picchu geschrieben hat, führte uns an verschiedene besonders sehenswerte Stellen und erzählte viel über deren Bedeutung und Nutzung. So sind in Machu Picchu viele religiöse Stätte (Altare, Tempel, Opferstätte) zu finden, ausserdem verblüffte uns das Wissen der Inkas über die Astronomie immer wieder von Neuem. Immer wieder kraxelten wir steile Treppen hoch, um weitere Bauwerke der Inkas zu bestaunen und den Ausführungen Darwins zu lauschen. Er erklärte uns, dass besonders der Regen den Ruinen viel Schaden zufügt, so dass diverse Wissenschaftler sich Ideen ausstudieren, wie man die wertvolle Sehenswürdigkeit besser schützen könnte. Nach der Führung, die wir glücklicherweise im Trockenen durchführen konnten, stand es uns frei, noch selber in den Ruinen Machu Picchus umherzulaufen und verschiedene Orte zu besuchen. Wir überquerten das Zentrum der Stadt, eine grosse Wiese, wo mehrere Lamas, unter ihnen ein drei Wochen altes Junges, weideten. Kurz darauf setzte kräftiger Regen ein und wir suchten Unterstand in einem Türbogen und deponierten den Rucksack in einer Nische, damit nicht alles nass würde. Als der Regen endlich nachliess, erkundeten wir weitere Ruinen der Inkastadt, wir konnten uns kaum sattsehen, so sehr beeindruckten uns die Bauwerke. Am späteren Nachmittag kehrten wir gemütlich zur Busstation zurück. Wir hatten an diesem Tag keinen Fahrplan mehr, denn wir übernachteten in Aguas Calientes und würden am nächsten Morgen nochmals die Inkastätte besuchen. Nach einem E-Mail-Check (Internetcafés gibt es hier überall) und einem kleinen Abendessen legten wir uns in dem netten Hotel bald zur Ruhe.
Eigentlich hatten wir ursprünglich vor, mit dem ersten Bus morgens früh hochzufahren, doch wir hatten beide Schlaf dringend nötig und gaben dem den Vorrang. Allein würden wir sowieso nie in Machu Picchu sein. Wir schafften es, mit den ersten eintreffenden Zugpassagieren in die Inkastadt zu gelangen. Gleich zu Anfang kletterten wir den strapaziösen, steilen Weg zum Aussichtspunkt, einem gedeckten Inka-Häuschen über der Stadt hinauf. Endlich konnte ich die Perspektive geniessen, die ich von so vielen Fotos her kannte. Am vorangegangenen Tag war ich etwas irritiert, da die Sichtweise von unten viel anders war. Die Zeit reichte gerade, um ein paar Fotos zu machen, bevor erneut kräftiger Regen einsetzte. Wir hatten Glück, waren wir soeben bei diesem Häuschen mit Dach, Unterstände in Machu Picchu sind nämlich rar und viele geführte Gruppen versuchten tapfer, dem Regen zu strotzen und ihren Rundgang fortzusetzen. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Regen nachliess und wir schafften es gerade zu ein paar Fotos und einem Spaziergang hinunter in die Ruinenstadt, bis zu einem Torbogen, als es wieder aus Kübeln zu giessen begann. Da wir ja bereits am Tag vorher Machu Picchu erkundet hatten, kannten wir in etwa die nächsten Unterstände auf dem Weg zurück zum Ausgang. So planten wir unseren Schlussrundgang und flüchteten uns in regenärmeren Pausen zu den nächsten bedeckten Plätzen. Nach einem kleinen Mittagessen in einem Restaurant in Aguas Calientes, welches in unserem Machu Picchu-Trip inbegriffen war, wartete auch schon wieder der Zug zur Rückfahrt nach Cuzco auf uns. In der Eingangshalle lag, in Tücher gewickelt und in einer Art Bahre liegend (vermutlich) ein Tourist, der nicht mehr so gesund aussah. Wir vermuteten, dass er an Erschöpfungszuständen litt. Tatsächlich wurde er in unseren Zug geladen und zwar in unserem Wagen im Türeingang, mitten zwischen Zugspassagieren. Erst im nächsten grösseren Ort konnte er auf eine wartende Ambulanz umverladen werden, die ihn mit Blaulicht ins nächste Spital brachte.
Cuzco erreichten wir erst bei Dunkelheit, es war jedoch enorm beeindruckend, auf unserem Zickzack-Kurs hinunter zum Zentrum das Lichtermeer der ganzen Stadt zu überblicken. Noch satt vom Mittagessen kannten wir nur noch eine Destination an diesem Abend: „Bettenhausen“, denn am nächsten Morgen wurden wir bereits wieder früh zur Rückreise nach Lima abgeholt. Ausserordentlich früh mussten wir bereits in die Maschine einsteigen, doch wir sollten uns noch in Geduld üben müssen, denn der mittlerweile strömende Regen sowie der dichte Nebel verunmöglichten einen pünktlichen (oder gar überpünktlichen) Abflug. So mussten wir glatte drei Stunden zusätzlich im Flugzeug ausharren, bevor wir endlich Richtung Lima abheben konnten. Unser Fahrer in Lima (der gleiche wie bisher) hatte seit 9:00 Uhr morgens (normale Ankunftszeit unserer Maschine aus Cuzco) mit seiner Familie (für einen Transfer war immer der ganze Familienclan dabei) auf uns gewartet, wir waren aber erst nach 12 Uhr zurück. Nachdem wir eine ganze Weile mit ihm auf weitere Passagiere warteten, die dann doch nicht eintrafen, fuhr er uns in der bekannten aggressiven Fahrweise durch die verstopfte Stadt. Ganz Lima war an diesem Sonntag auf der Strasse, denn an diesem Tag fanden die Wahlen statt. Es blieb uns gerade noch eine halbe Stunde Zeit, bevor wir zur Stadtrundfahrt durch Lima abgeholt würden (zum Glück war die Führung erst auf den Nachmittag angesetzt). Pünktlich holte uns eine kleine, zierliche Peruanerin ab (deren Fahrer besser englisch zu sprechen schien als sie selber) und zeigte uns als Erstes den placa de amor, wo sich viele Paare namentlich an der Strandmauer eintragen lassen (daneben eine mittlerweile gedeckte Brücke, da viele eingetragene Paare, die sich wieder trennten, aus Kummer von der Brücke stürzten), danach eine alte Tempelanlage sowie einige Häuser im reichsten Quartier Limas, San Isidro, bevor wir ein Museum besuchten, das sehr viele Schmuckstücke sowie Töpferwaren von Völkern der Vor-Inkazeit beherbergte. Es war äusserst beeindruckend, wie gut erhalten die Funde waren, bei vielen Ausstellungsstücken meinten wir zuerst, es handle sich um Nachbildungen. Neben den Museumsräumen befinden sich riesige Hallen, in denen weitere Ausgrabungsstücke gelagert werden. Anschliessend machten wir, wie anscheinend in Südamerika so üblich, eine (wortwörtliche) Stadtrundfahrt, wobei es uns nur an wenigen Orten möglich war, die Sehenswürdigkeiten zu Fuss zu erkunden: verschiedene Museen (von aussen), Regierungsgebäude und den Justizpalast, den Hauptplatz, die Kathedrale und andere Kirchen, das Bahnhofsgebäude und viele koloniale Bauten mit den typischen Balkonen. Anschliessend wurden wir wieder in die Gegend unseres Hotels zurückgebracht, wobei wir den Fahrer baten, uns doch bitte am grossen Vorplatz in der Nähe aussteigen zu lassen. Im Park probierten wir Churros, ein typisches Süssgebäck, bei dem wir uns kräftig die Zunge verbrannten und nahmen ein kleines Abendessen zu uns, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten, bzw. machen wollten. Wie wir bald merkten, hatte uns der Fahrer eine falsche Strasse angegeben und somit konnte die Sucherei beginnen. Wir spulten diverse Strassen ab, fragten Leute, aber keiner konnte uns helfen. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Fahrer vom Flughafen in eine kleine Seitenstrasse nahe des Pizza Hut einbog, wo die Einfahrt mit Pfosten etwas erschwert war. Ich vermochte Hajo nicht zu überzeugen, doch er trottete tapfer mit und siehe da, nach einiger Sucherei waren wir direkt vor dem Hotel angekommen, zum Glück.
Wir hatten für den nächsten Morgen eine Abfahrtszeit um 07:30 Uhr vereinbart, wobei der Fahrer diese am Abend noch telefonisch um eine halbe Stunde vorverschob. Bereits um 06:45 Uhr lief unser Telefon heiss und der Fahrer stresste uns, obwohl er gegenüber unserer Abmachung viel zu früh war. Das nervte ziemlich, wollten wir doch mal gemütlich ein kleines Frühstück zu uns nehmen, wo wir bisher doch immer darauf verzichtet hatten. In der üblichen Art kurvte er durch den Morgenverkehr von Lima dem Flughafen entgegen. Wir waren natürlich viel zu früh da und so versuchten wir, mit shoppen und Computer die Zeit bis zum Abflug totzuschlagen. An diesem Morgen musste das Wetter besser sein in Cuzco, denn unsere Maschine, die von dort kam, startete pünktlich zu unserem Flug nach Ecuador.
Quito
Früher als erwartet erreichten wir die Hauptstadt Quito, wobei allein schon der Anflug zwischen den hohen, zum Teil schneebedeckten Bergen hindurch und der grünen Landschaft (im Vergleich zur kargen in Peru) sehr beeindruckend war. Nach kurzer Wartezeit trafen auch die Bekannten von Hajos Familie ein, die uns am Flughafen abholten und uns die nächsten Tage ihr Land zeigen und bei sich im Landhaus beherbergen würden. Nach einer Stärkung im familieneigenen Hamburger-Restaurant namens Rusty, mit dem Logo eines schnauztragenden Brillenträgers (das Ebenbild des Vaters) zeigten uns Natasha und Takumi das Monument und die Linie am Äquator.
Beeindruckend, mit dem einen Fuss auf der Nord- und mit dem anderen auf der Südhalbkugel zu stehen und bei Null anzufangen! Ein hoher Turm mit allen Himmelsrichtungen, von dessen Dach aus wir Teile der Hauptstadt und die (teilweise aktiven) Vulkanberge rundherum sehen konnten, beherbergt ein nettes Museum zu den hiesigen Völkern und deren Gebräuche. Erstmals rebellierte hier der Magen von Edith so richtig kräftig (damit hatten wir schon früher gerechnet), doch es erwies sich, dass ein WC-Besuch hier gar nicht so einfach war. Zuerst lässt man mit Dollar-Münzen Papier aus einem Automaten, bevor man sich aufs Örtchen setzen kann. Doch dem mittlerweile ununterbrochen rebellierenden Magen konnte auch das feine Essen beim Italiener nichts mehr ausrichten und so musste Edith den nächsten Tag ziemlich durchseuchen. Die Unterkunft im edlen Landhaus der Gastfamilie übertraf alle unsere Vorstellungen. Wir hatten das ganze Haus für uns alleine und waren mit Lebensmitteln (nur für das Frühstück!) versorgt worden, welches uns für einen kompletten Aufenthalt von mehreren Wochen ausgereicht hätte. Den riesigen Garten konnten wir leider etwas zu wenig geniessen, ausserdem war es für ein Bad im Swimmingpool etwas zu kalt und die Zeit für einen gemütlichen Whirlpool-Abend zu knapp. Den nächsten Tag beschreibe ich lieber aus der Sichtweise von Hajo, da meiner primär daraus bestand, die Konzentration darauf zu beschränken, den Tag einigermassen durchzustehen. Am Morgen wurden wir mit dem Auto abgeholt und fuhren aus Quito heraus ins Gebirge und in den Urwald. Unser Ziel war Mindo, das etwa 75 km ausserhalb der Stadt liegt und ein kleines Schmetterling-Refugium führt. Die kurvige Fahrt über die Berge und durch den Urwald alleine war schon ein Erlebnis, die riesigen bunten Schmetterlinge taten ihren Teil. Am Abend suchten wir einen Doktor auf, um meiner Seucherei ein Ende zu setzen, denn die Abreise nach Galapagos war ja nicht mehr weit und bis dahin musste ich wieder einigermassen fit sein. Er versorgte mich mit einigen Tabletten und Mittelchen, die ich regelmässig einnehmen musste und nach einem kurzen Stopp in einem Shop für Tee und Salzgebäck war ich reif fürs Bett, hier konnte nur noch Schlaf helfen. Sie luden mich ab und machten sich danach wieder auf, in einem netten Restaurant essen zu gehen (war ich an diesem Abend froh, dass ich nicht mit musste…!).
Den nächsten Tag verbrachte ich sicherheitshalber zu Hause, um mir etwas Ruhe zu gönnen und meinem Magen wieder eine Basis zu verschaffen. Hajo und Natasha machten sich ihrerseits auf, die Berge rund um Quito und die Altstadt zu erkunden, aber eines nach dem anderen. Nach einem kurzen Lunch suchten wir (Hajo und Natasha) die Bergbahn, die uns auf 4100 Meter über Meer bringen wird. Oben angekommen hat es ziemlich viel Nebel und nur für kurze Zeit sehen wir auf Teile der Stadt hinab. Wir beschliessen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Bald spürten wir die Höhe beim Bergaufgehen.. Eine halbe Stunde später waren wir an der Station zurück und nach einem ecuadorianischen Glühwein fuhren wir wieder nach Quito hinab. Unten angekommen suchten wir den Weg durch den Abendverkehr ins alte Zentrum, Quito Colonial. Wir besichtigten verschiedene alte Bauten, primär Paläste und Kirchen. In einem vornehmen Restaurant in der Nähe des Präsidentenpalastes assen wir typisch ecuadorianische Speisen, bevor wir wieder nach Tumbaco ins Landhaus fuhren um zu schauen, wie es Edith geht. Wir packten noch unsere Koffer, da wir nur einen Teil des Gepäckes mit nach Galapagos mitnehmen konnten.
Galapagos
Unsere achttägige Reise mit dem Schiff durch die einzigartige Inselwelt von Galapagos möchten wir euch zusammenfassend näher bringen, indem wir von den wichtigsten Highlights erzählen und die spannendsten Erlebnisse wiedergeben. Angefangen hatte das Ganze in Quito. Als Erstes mussten wir nach Guayaquil reisen. Dort werden die meisten Maschinen vollgetankt, denn in Quito auf 2400 m.ü.M. können die Flugzeuge aufgrund der Höhenlage nicht vollgetankt werden. Am frühen Nachmittag erreichten wir Galapagos, wo wir bei der Einreise zuerst mal je 100$ für den Eintritt in den Nationalpark (Einheimische bezahlen bedeutend weniger!) hinblättern mussten. Danach wurden wir mit einer Fähre von Baltra nach Santa Cruz und anschliessend mit einem klappernden Bus auf die andere Seite der Hauptinsel Santa Cruz gebracht, wo wir im Hauptschiffshafen Puerto Ayora mit dem Gummiboot zu unserem Schiff gefahren wurden und unsere Bleibe der nächsten Tage zum ersten Mal besichtigen konnten. Wir hatten eine nette, einfache Kabine mit Dusche und WC auf dem Hauptdeck gleich hinter der Küche erhalten und richteten uns ein. Kurz darauf wurde uns gleich schon das erste Mittagessen auf dem Schiff serviert.
Wir waren erstaunt über die ausgezeichnete Küche, denn trotz positiven Berichten von mehreren Leuten waren wir diesbezüglich doch eher skeptisch. Am Nachmittag hatten wir unseren ersten Ausflug noch auf der Hauptinsel, wo wir direkte Begegnungen mit Galapagos Landschildkröten hatten. Die riesigen Panzertiere beeindruckten uns enorm. Durch eine unterirdische Höhle, die wir an einer Stelle gar auf Knien durchqueren mussten, erreichten wir wieder den wartenden Bus. Toll war unser Reiseführer Rodrigo, der mit seinem immensen Wissen sämtliche Fragen mit allen Detailinformationen beantworten konnte. Er begleitete uns auf der ganzen Reise. Zurück auf dem Schiff lernten wir beim (allabendlichen) Briefing die achtköpfige Schiffscrew kennen (Kapitän, der extra für die Vorstellung seine Uniform überzog, Co-Kapitän, Mechaniker, Hauptkoch und Kochgehilfe, Barman und zwei junge Herren mit verschiedenen Aufgaben wie Zimmerpflege, Schiffstransporte etc.). Sie waren alle sehr nett und bemüht, all unsere Wünsche zu erfüllen. Nach dem Abendessen und den ersten Stunden (mehr oder weniger) Schlaf in unserer Kabine wurden die Motoren (gleich unter uns, wir sollten es noch genug riechen können!) gestartet und die Reise über See zur ersten Insel ging los. Insgesamt sind es auf Galapagos ca. 140 grössere oder kleinere Inseln, wobei nicht alle begehbar bzw. bewohnt sind. Generell waren wir immer nachts zwischen vier bis neun Stunden mit dem Schiff auf See unterwegs, um am Tag an Land zu gehen und neue Inseln mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt zu besichtigen. Unsere Route war folgende: Floreana, Española, Santa Fé, Hafen Puerto Ayora auf Santa Cruz (wegen der Präsidentschaftswahlen in Ecuador, damit unsere Schiffscrew ihre Stimme abgeben konnte), Plaza Island, North Seymour, Baltra (zum Ab- und Aufladen von Passagieren), Genovesa, Bartholomé, Santiago, Puerto Ayora mit Besuch von Darwin Station und zurück mit dem Bus über Santa Cruz zum Flughafen auf der Insel Baltra.
Nach der ersten vierstündigen nächtlichen Fahrt über unruhige See, die wir mit Ach und Krach über die Runden brachten, ankerten wir vor der Insel Floreana. Beim Gang an Land (immer mit dem Gummiboot, teils Nass-, teils Trockenlandung) konnten wir die ersten Seelöwen sowie Flamingos aus nächster Nähe beobachten. An einem schönen Sandstrand auf dieser Insel schwammen Wasserschildkröten an Land und viele Stachelrochen tummelten sich im seichten Wasser. Bei unserem Nachmittags-Landgang besuchten wir den legendären Briefkasten auf Galapagos. Dort deponieren alle Touristen ihre Postkarten für zu Hause in einem einfachen Holzbriefkasten und wer daran vorbei kommt schaut nach, ob Karten aus dem Heimatland dabei sind, die dann eingepackt und von zu Hause aus zugestellt werden. So haben wir dort eine Karte von Grosseltern an ihren kleinen Enkel gefunden, der in der Stadt Zürich wohnt. Wir werden die Karte in den ersten Tagen nach unserer Rückkehr beim Adressaten persönlich abliefern. Danach kletterten einige unserer Gruppe in einen Lavatunnel ab, an dessen Ende man wieder auf Meerwasser stiess. Ein riesiges Highlight bildete der Schnorchelausflug an diesem Nachmittag, wobei wir eine Felsengruppe umrundeten und neben Schildkröten, Seeschlangen und vielen tropischen Fischen auch mit einigen Haien schwammen. Leider blieben die Seelöwen faul am kleinen Strand liegen, zu gerne hätten wir mit ihnen im Wasser gespielt!
Am Abend wurden die Motoren schon sehr früh, gleich nach dem Abendessen gestartet, denn wir hatten eine lange Fahrt von ca. sieben Stunden zur Insel Española vor uns. Die Nacht sollte zur unvergesslichen Horrornacht werden. Da Neumond soeben vorüber war, war der Wellengang noch besonders ausgeprägt, was wir in dieser Nacht zur Genüge zu spüren bekamen. Drei Stunden hielt ich dem massiven Seitwärts-Wellengang stand, den Rest davon konnte ich mich vor der Kloschüssel einrichten. Der ständige Dieselgeruch tat noch seinen Teil dazu. Dementsprechend geschwächt fühlte ich mich am Morgen. Das Badezimmer hatte ich glücklicherweise die ganze Nacht für mich, allerdings war auch Hajo sehr mitgenommen von der Nacht. Überhaupt, alle auf dem Schiff litten hatten sehr gelitten. Ich war froh, als ich die Nussschale verlassen konnte und, zwar mit wackligen Beinen, unseren Ausflug auf die Insel machten. Hier wurden wir von vielen Seelöwen erwartet, die die schmalen Besucherpfade (eine der strengen Parkregeln ist, dass man unter keinen Umständen die Wege verlassen darf) belagerten und sich durch unsere Anwesenheit in keinster Weise stören liessen. Sogar Muttertiere mit ihren kleinen Babys rückten keinen Meter von ihrem Stammplatz ab. Im Seegangs-Trott wanderten wir die Insel ab vorbei an vielen schwarz-roten grossen Marin-Iguanas (Meereseidechsen) und konnten hier auch schon mal die ersten Albatrosse sowie Blaufusstölpel aus nächster Nähe beobachten. In der Nähe des Blowhole, einer Höhle, aus der immer wieder Meerwasser herausspritzte, tummelten sich einige Iguanas im Wasser. Hajo machte am Nachmittag einen weiteren Schnorchelausflug am nahen Strand, wobei an diesem Tag die Sicht nicht so gut war wie in Floreana. Nachdem ich mich an diesem Tag nie richtig von der Horrornacht erholen konnte und bereits rot sah für die nächste Seefahrt, war der Meeresgott in der kommenden Nacht ungewohnt gnädig und gönnte uns eine sehr ruhige Fahrt (abgesehen vom ewigen Geknacke der Schiffswände und dem unangenehmen, stetigen Dieselgeruch vom Maschinenraum her, der sich unter unserem Zimmer befand) mit einzig ein paar Wellen in Fahrtrichtung, was bedeutend angenehmer ist als die Seitwärtsbewegungen. Auf Santa Fe konnten wir endlich mit Seelöwen schnorcheln. Unglaublich, wie flink und elegant sich diese Tiere im Wasser bewegen!
Auf dieser Insel konnten wir erstmals Landleguane beobachten, die im Vergleich zu den Meereseidechsen etwas grösser sind, eine spitzigere Schnauze besitzen und sich von Kakteenblumen (statt Algen) ernähren. Danach führte unsere Reise zum Haupthafen von Galapagos in Puerto Ayora, damit unsere Schiffscrew in Schicht an Land wählen gehen konnte. Beim Nachmittagslandgang auf Isla Plaza, ca. zwei Stunden Fahrt vom Hafen entfernt, trafen wir am Landeplatz auf eine Seelöwin, die nur Minuten zuvor ihr Baby geboren hatte! Die Plazenta befand sich noch immer im Mutterleib. Ein Teil dieser Insel dient als Seelöwenresidenz, wobei viele Seelöwensenioren sich für die letzte Zeit ihres Lebens hier niederlassen. Am nächsten Morgen gingen wir in North Seymour an Land, wobei wir dort unzählige Fregattvögel nisten sehen konnten. Die Männchen versuchten mit ihren roten Ballonen, die sie in 20 Minuten aufzublasen vermögen, die Weibchen zu beeindrucken. Ebenfalls eindrücklich war, wenn sie mit wenigen, leichten Flügelschlägen knapp über unsere Köpfe hinwegsegelten. Ein Fregattvogel erlaubte es sich sogar, den Kopf eines Mitgliedes unserer Reisegruppe zu attakieren und ein Paar Haare auszuzupfen! Noch am selben Morgen fuhren wir zur Flughafen-Insel Baltra, wo einige der Gäste das Boot verliessen und neue Leute vom Flughafen auf unser Boot kamen. Während dieser Rochade wurde unser Schiff aufgetankt und frisch beladen, wir konnten in der Zwischenzeit an den Strand oder auf dem Schiff verbleiben. Wir zogen es vor, auf festem Boden zu warten und teilten uns mit zwei Seelöwen ein kleines primitives Strandhäuschen, die an diesem Mittag auch ein Schattenplätzchen suchten.
Mit der neu zusammengewürfelten Gruppe fuhren wir an die Nordseite der Insel Santa Cruz, wo wir an diesem Nachmittag die Flamingolagune (ohne Flamingos) besuchten und weitere Meeresleguane beobachten konnten. In der kommenden Nacht stand die grösste Fahretappe vor uns, neun Stunden dauerte die Reise zur nördlich gelegenen Insel Genovesa, zuerst mit Meeresströmung in Fahrtrichtung und anschliessend ab dem Äquator seitwärts. Ganz so ruhig war der erste Teil dann aber doch nicht und ich freute mich schon auf unseren Ankerplatz bei der Insel. Doch da wurden wir bitter enttäuscht, denn in der Bucht, wo die Anker niedergelassen wurden schaukelte es fast noch mehr als auf See und an Schlaf war nicht zu denken. Mit dem Gummiboot, dessen Einstieg schon einiges Geschick abverlangte, wurden wir an eine steile Treppe an der Klippe gefahren. Als Erstes musste Rodrigo erst mal die Seelöwen verscheuchen, damit wir überhaupt aussteigen konnten. Auf der Ebene über den Klippen begegneten wir der einzigartigen Vogelwelt dieser Insel und konnten erstmals Rotfusstölpel mit ihren knallroten Füssen und blauen Schnäbeln beobachten sowie viele Maskentölpel und Fregattvögel. Ein kleiner Vogeljunge irrte auf dem Boden umher, weil er aus dem Nest gefallen war. Wie wir von Rodrigo erfuhren, haben Jungtiere keine Überlebenschance, wenn sie zu früh das Nest verlassen, da ihre Eltern sie dann nicht mehr finden und somit nicht mehr betreuen und füttern können. Der vorgesehene Tauchgang fiel leider aufgrund der mangelhaften Ausrüstung wortwörtlich ins Wasser. Nachmittags machten wir an dieser Insel einen zweiten Landausflug durch die Mangrovenwälder mit überall nistenden Vögeln, vorbei an zwei Leuchttürmen und einer Gedenktafel an zwei verschollene Taucher, bevor wir uns beim baden oder schnorcheln am Sandstrand neben zahlreichen kleinen, balgenden Seelöwen etwas abkühlen konnten. In der nächsten Nacht fuhren wir in sechs Stunden wieder südwärts zur Insel Bartholomé und Santiago, die nur durch einen schmalen Kanal voneinander getrennt sind. Wie wohltuend war unser Ankerplatz, denn kaum eine Welle war zu spüren. In Bartholomé, einer Mondlandschaft mit kaum Vegetation, dafür Lava-Eidechsen und grossen Heuschrecken (Lava-Hopper) bestiegen wir den ca. 110 Meter hohen Hügel, von wo aus wir eine atemberaubende Aussicht auf beide Inseln hatten. Danach machten wir einen Schnorchel-Halt, bei dem neugierige Seelöwen die Schwimmer umkurvten und gar Pinguine durch das Wasser schnellten. Das Gummiboot brachte uns danach auf die Nachbarinsel Santiago, ein einziges Lavafeld, das aufgrund seines Vulkanausbruchs vor ca. 110 Jahren seine Form fand und wo sich erste Kakteen in den schwarzen, unwirtlichen, heissen Feldern durchzusetzen vermochten. Am Sandstrand tummelten sich duzende von grossen rot-gelben Krebsen, so dass der ganze Felsen am Meer in Bewegung schien. Am Nachmittag steuerte unser Schiff in einer sechsstündigen Fahrt zurück nach Puerto Ayora, um uns am nächsten Morgen beizeiten für die Rückreise abzuladen. Die letzte Nacht verbrachten wir im Haupthafen. Auf Ausgang in Puerto Ayora verzichteten wir, denn den Ort hatten wir mittlerweile schon mehrmals gesehen und wir mussten noch unsere (mittlerweile alle nach Diesel stinkenden) sieben Sachen einpacken und hofften noch auf ein paar Stunden Schlaf, deren Anzahl auf dem Schiff doch eher bescheiden ausfiel. Mit der Gruppe machten wir einen letzten Ausflug zur Darwin Station, wo verschiedene einheimische Tierarten gezüchtet werden. Ausserdem konnten wir „Lonely George“ kennenlernen, die letzte überlebende Schildkröte ihrer Art. Danach wartete auch schon der Bus auf uns, der uns wieder zur Fähre und zurück zum Flughafen bringen sollte. An den vielen Ständen beim Flughafen organisierten wir noch einen Gratis-Passstempel von Galapagos, um auch hier ein Souvenir davontragen zu können.
Die Rückreise erfolgte wiederum via Guayaquil, um unser Flugzeug aufzutanken, bevor wir uns wieder in die Hauptstadt Quito in den Bergen begaben, wo wir am frühen Abend ankamen. Hier wurden wir von Natashas Eltern mit typisch ecuadorianischer Küche verköstigt, Kartoffelsuppe, Kartoffelküchlein, Schweinefleisch, Salat, Avocado und einem Feigendessert mit frischen Früchten von den Bäumen bei ihrem Landhaus. Vor dem zu Bett gehen machten wir noch eine Nachtrundfahrt durch die Altstadt von Quito. Die beleuchteten Gebäude waren wunderschön und die Strassen noch sehr belebt, trotzdem war es nicht ratsam, aus dem Auto auszusteigen und sich frei durch die Strassen zu bewegen. Ein kurzer Stopp auf einem Aussichtshügel über der Stadt mit grosser Weihnachtsbeleuchtung und enormem Ausblick über die ganze Metropole bildeten den Abschluss dieses Tages. Am Freitag blieb dann gar nicht mehr viel Zeit in Quito. Nachdem wir am Morgen – endlich wieder mal in einem richtigen Bett ohne Geschaukel – etwas länger geschlafen hatten, besuchten wir nochmals zusammen den Hauptplatz mit Regierungsgebäude in Quito Colonial, sowie die mit Gold überzogene, prunkvolle Kirche, bevor wir zu Natashas Schwester ins zweite Rusty-Restaurant fuhren und Zmittag assen. Dann hiess es auch schon Abschied zu nehmen und endgültig die Heimreise anzutreten. Wir hatten noch eine lange Reise vor uns, zuerst nach Guayaquil, danach weiter via Madrid nach Zürich, wo wir wiederum pünktlich wie fast immer auf unserer Reise eintrafen. Mit tiefer Zufriedenheit schauen wir auf unsere Reise zurück und sind sehr glücklich, dass sämtliche Reiseetappen ohne die kleinsten Pannen geklappt haben: sämtliche Flüge waren immer pünktlich (einzig in Cuzco, wo wir wegen Nebels drei Stunden warten mussten), überall hatten wir unsere versprochenen Plätze, das Gepäck war immer vollständig (sogar unser geklauter Riesenschirm, den wir nicht ins Gepäck stopfen konnten, schaffte es von Neuseeland über ganz Südamerika in die Schweiz!), wir hatten nur eine einzige Flugplanänderung, mit den Mietautos, Hotels und Führungen hat immer alles geklappt und von Erkrankungen gibt es höchstens meinen Tag in Quito und die Horrornacht auf dem Schiff zu erwähnen. Genug Beweis dafür, dass man uns wieder mal so lange auf Reisen gehen lassen darf, oder?
Damit endet unsere Reiseberichterstattung. Wir würden euch gerne noch ganz viele Reiseberichte schicken, aber leider müssen wir wieder zurück in den Alltag. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei denjenigen bedanken, die uns während der Reise immer wieder Mails von zu Hause und aktuelle News geschickt haben. Ausserdem ein liebes Dankeschön an alle, die uns mit ihrem Hochzeitsgeschenk einen Teil unserer Reise ermöglicht haben!!!